Die Bergpredigt

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Die bekannteste Predigt

Der Evangelist Matthäus hat für uns eine besondere Predigt von Jesus aufgeschrieben, die sogenannte Bergpredigt. Dies ist sicherlich eine der bekanntesten, wenn nicht die bekannteste Predigt von Jesus. Dabei ist sie, so kann man sicherlich behaupten, gleichzeitig auch die außergewöhnlichste und großartigste Predigt, die jemals gehalten und aufgeschrieben wurde. Bevor wir weitergehen, schlage ich dir vor, dass du sie in der Bibel einmal nachliest. Sie ist zu umfangreich um in diesem Beitrag vollständig wiedergegeben und im Einzelnen kommentiert zu werden. Aber es ist wichtig, dass wir sie vor Augen haben, wenn wir uns nun damit befassen. Lies also bitte jetzt im Matthäusevangelium die Kapitel 5 – 7!

Wie es bereits der Name sagt, hielt Jesus diese Predigt auf einem Berg. Da das Kapitel 4 des Matthäusevangeliums sich mit Jesu Wirken in Galiläa beschäftigt, ist davon auszugehen, dass es sich um einen Berg im Gebiet von Galiläa handelt. Die Bergpredigt richtete sich vor allem an die Jünger Jesu. Als seine Jünger zu ihm kamen, lehrte er sie (vgl. Matthäus 5, 1 -2). Insofern wäre es vielleicht sogar besser, nicht von der Bergpredigt, sondern von der Berglehre zu sprechen. Doch es hörten ihn bei dieser Gelegenheit nicht nur die Jünger. Vielmehr war dort ebenfalls eine größere Menge Menschen anwesend, die ihm zuhörten und auf die seine Lehre einen großen Eindruck hinterließ (vgl. Matthäus 7, 28). Wiederum heißt es zur Erläuterung: “… denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten” (Matthäus 7, 29).

Selig sind …

In dem ersten Teil seiner Lehre, in den Versen 3 bis 11 des 5. Kapitels, befasst sich Jesus mit den sogenannten Seligpreisungen. Er beschreibt dort wichtige Kennzeichen, Charaktereigenschaften eines an Gott gläubigen Menschen. Derjenige, der gemäß diesen höchsten (moralischen und geistlichen, d.h. Gott gemäßen) Standards lebt, ist glücklich zu preisen. Ihm sind viele Segnungen von Gott verheißen.

Die Armen im Geiste sind diejenigen, die sich in Demut ihrer eigenen Sündhaftigkeit bewusst sind, die sich selbst in der Gegenwart Gottes als niedergeschlagen, arm, nackt und blind ansehen. Gesegnet sind die Trauernden, die über ihre eigene Schuld, ihre Vergehungen, ihre Schlechtigkeit und Unzulänglichkeiten traurig sind.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit …

(Matth. 5, 6)

Gleichfalls sind glücklich zu preisen, die sanftmütig sind, die, die nach Gerechtigkeit, das heißt nach Reinheit und Heiligkeit vor Gott dürsten sowie diejenigen, die sich in Barmherzigkeit und Liebe anderen Menschen zuwenden. Darüber hinaus sind denjenigen Verheißungen geschenkt, die ein reines Herz haben. Das sind die, die nicht nur nach außen korrekt sind, sondern die aus einer reinen und heiligen inneren Haltung heraus ihr Leben gestalten. Zudem preist Jesus die Friedensstifter glückselig und zuletzt alle, die gottgefällig (gerecht) leben wollen und deswegen verspottet, verlacht und verfolgt werden.

Bereits ab Vers 11 bis Vers 16 macht Jesus deutlich, wie (feindselig) die Reaktion der übrigen Welt auf den Lebenswandel des Gläubigen ausfallen wird und welche Aufgabe der auf Gott Vertrauende in dieser Welt hat. Er soll Salz und Licht in dieser Welt sein, “damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen” (Matthäus 5, 16).

Worum es bei den Geboten wirklich geht

Im verbleibenden Teil des 5. Kapitels werden einzelne Forderungen aus dem Gesetz Gottes behandelt, so wie wir es bei Mose, insbesondere in den 10 Geboten in 2. Mose, Kapitel 20, finden. Bevor Jesus auf einzelne zwischenmenschliche Themen wie Mord, Versöhnung, Ehebruch und Scheidung usw. eingeht, macht er im Vers 17 klar: “Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.”

Hierbei macht Jesus eines ganz, ganz deutlich. Es geht nicht um ein rein mechanisches, ein kopf- und herzloses Einhalten der Gebote Gottes, sondern um ein Leben, dessen Äußerungen in Wort und Tat  mit der inneren Herzenseinstellung übereinstimmt und somit echt, authentisch ist.

Auf den Punkt gebracht ist der Dreh und Angelpunkt, dass der Glaube an Gott, ja Gott selber die Herzenshaltung des Gläubigen so verändert und formt, dass dies sich im Alltag durch die Einhaltung der göttlichen Anordnungen zeigt. Dies lässt Gott im Grunde bereits durch den Propheten Hesekiel verkünden, wo es in Hesekiel 36, 26 heißt: “Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.”

Es klingt damit schon in der Bergpredigt an, welche radikale Veränderung Jesus ermöglichen will und wird. Die Gerechtigkeit des an Gott Glaubenden muss zwingend die (rein äußerliche) Frömmig- und Gerechtigkeit der religiösen Führer, die der Schriftgelehrten und Pharisäer, bei weitem übertreffen (vgl. Matthäus 5, 20).

Die höchste Priorität

Im Anschluss wendet Jesus dieses Grundprinzip im gesamten Kapitel 6 auf die Beziehung des Gläubigen zu Gott an. Während das Credo (=Glaubensbekenntnis) des Menschen zu allen Zeiten das “Ich zuerst”, die völlige Ich-Bezogenheit ist, gilt für Jesus das “Gott zuerst” als DAS Glaubensbekenntnis des wahren Gläubigen, des echten Christen. Kein Wunder also, dass Jesus hier das allseits bekannte “Vater unser” platziert, in dem es nicht zufällig, sondern sehr bewusst und prominent heißt: ”… dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden” (vgl. Matthäus 6, 10).

Der Blick des Glaubenden richtet sich nicht darauf, was andere denken, auf das Sammeln irdischer Schätze, auf die täglichen Sorgen und Probleme oder auf das, was wohl die Zukunft bringen mag, sondern zuallererst nach oben zu Gott. Ihm zu gefallen und zu dienen ist seine höchste Ausrichtung und Motivation. Im 7. Kapitel sind weitere Anweisungen an seine Jünger und Nachfolger aus der Bergpredigt festgehalten. Sie machen deutlich, dass das Leben als Christ beschwerlich und nicht ohne Hindernisse, Anfechtungen und Täuschungen ist, oftmals ein Schwimmen gegen den Strom bedeutet und manches Mal heftige Unwetter und Stürme aushalten muss.

Was sich durchzieht

Wie Jesus in der Bergpredigt vorgeht, ist typisch für sein Predigen und Lehren. Ihm ist die Größe, die Reinheit und Heiligkeit Gottes, seines Vaters im Himmel stets vor Augen, so dass er in seiner Predigt sehr häufig die allerhöchsten Anforderungen an die Menschen formuliert. Er stapelt nicht tief, um den Glauben, die Nachfolge, besonders einfach und attraktiv zu machen, sondern er legt dabei enorme, ja man kann logischerweise sagen, göttliche Maßstäbe an.

Dadurch macht Jesus auch deutlich, er führt es seinen Zuhörern geradezu plastisch vor Augen, dass sie in ihrem derzeitigen sündhaften Zustand diesen Ansprüchen Gottes niemals Genüge tun können. Jesus macht auch uns heute letztlich durch seine Worte unsere völlige Hilflosigkeit und Verlorenheit bewusst. Nur wenn du weißt, dass du völlig hilflos und verloren bist, wirst du erkennen, dass du einen Retter, dass du Jesus (= Gott rettet!) brauchst!

Dies ist also, am Beispiel der Bergpredigt gezeigt, das Vorgehen Jesu, um einerseits das christliche Ideal, andererseits damit verbunden das “Tut Buße!” durchzubuchstabieren und im Detail die Notwendigkeit der Buße darzulegen.

Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

[Auszug aus dem Buch “Als Gott das Licht anmachte” siehe auch bibelesewelt.de/buecher/ ]

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