Zeitenwende

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Photo by NASA on Unsplash

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Anfang dieses Jahres hofften wir alle, wir hätten die schlimmste Krise der letzten Jahrzehnte, die Corona-Pandemie, bald überstanden. Wir hatten nicht einmal im Traum daran gedacht, dass uns noch etwas Schlimmeres erwarten würde. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022, übrigens mein 55. Geburtstag, traf es dann ein: Krieg in Europa!

Jetzt, etwa zehn Monate später, erfasst mich weiterhin jedes Mal ein Schaudern, wenn ich durch die Medien von den Kämpfen und dem furchtbaren Terror gegen die Zivilbevölkerung höre.

Vor einigen Wochen wurde in diesem Zusammenhang der Begriff „Zeitenwende“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres 2022 gekürt. Unter anderem unser Bundeskanzler hatte diesen Ausdruck in besonderer Weise genutzt und geprägt, indem er sagte: „Der russische Überfall auf die Ukraine markiert eine Zeitenwende. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung.“

Tatsächlich hat sich sehr viel verändert und nichts scheint mehr wie vorher zu sein. Dieser Krieg hat bei Millionen von Menschen auch zu einer emotionalen Wende geführt. Die Angst vor einer nuklearen Auseinandersetzung oder einem dritten Weltkrieg, die seit Jahrzehnten überwunden schien, flammte plötzlich wieder mit voller Wucht auf. Wenn man die wirtschaftliche Entwicklung, Inflation und Rezession, sowie die Sorge um eine ausreichende Energieversorgung hinzunimmt, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Ausblick zur aktuellen Jahreszeit passt: Er ist sehr trübe!

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Die Bibel berichtet uns ebenfalls von einer Zeitenwende, die wir, von vielen in seiner Bedeutung jedoch völlig unterschätzt, auch in diesem Jahr wieder feiern. In Galater 4, 4 heißt es:

„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn …“

Hier wird deutlich, dass Gott der Herr über Zeit und Geschichte ist. Ihm ist nichts verborgen und er wacht darüber. Auch wenn es häufig nicht so aussieht, er hat einen Plan, er weiß alles im Voraus und er steuert das, was geschieht.

Alles das aber können wir kaum fassen und begreifen. Vor allem quält uns bei all den schlechten Nachrichten immer wieder die Frage: „Wie kann Gott das bloß zulassen?“ Nein, das können wir tatsächlich nicht verstehen …

Doch während wir schnell unsere Zuversicht verlieren, zündet Gott für uns ein großes Licht der Hoffnung an, indem er seinen Sohn in diese Welt sendet.

Der Moment, in dem dies tatsächlich geschah, war übrigens auch ein besonders dunkler. Gott schien schon vor langer Zeit sein Volk verlassen zu haben und das Land war von den Römern besetzt, der heidnischen Großmacht dieser Zeit. Seit Jahrhunderten hatte Gott keinen Boten mehr zum Volk Israel geschickt, um zu ihnen zu sprechen. Maleachi war der letzte Prophet gewesen; seitdem hatte Gott aufgehört durch einen Mann Gottes zu ihnen zu reden.

Doch dann, wie es Gott vor langer Zeit schon geplant und vorhergesehen hatte, in dem aus seiner Sicht richtigen Moment, als die Zeit erfüllt war, und in dem fast niemand mehr mit ihm rechnete, handelte Gott.

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„… geboren von einer Frau …“

Nicht mit großem Gefolge, einer prächtigen Kulisse und großer Aufmerksamkeit, wie sie dem König der Könige gebühren würde, sondern beinahe völlig unbemerkt kam Jesus zur Welt. Er wurde von Maria, einer bis dato unbekannten und unbedeutenden Frau, in einem Stall in Bethlehem geboren und in Windeln in eine Futterkrippe gelegt. Die Stadt Davids war überfüllt mit Gästen gewesen, die wie Maria und Josef gekommen waren, um sich in die Listen der Volkszählung einzuschreiben, die der römische Kaiser Augustus seinem Weltreich verordnet hatte. Daher waren alle Gasthäuser von Bethlehem völlig belegt und sie fanden keinen anderen Platz für sich als diesen einfachen Viehstall.1 Hätte also die Ankunft des Gottessohnes, sein erster Auftritt, armseliger ausfallen können?

In Jesus kam Gott buchstäblich selbst in diese Welt. Er verließ sein göttliches Reich, legte alle Privilegien seiner Herrlichkeit ab und stieg zu uns in diese schmutzige und verlorene Welt herab.2 Unfassbar!

Wie reagierten die Menschen auf sein Kommen? Johannes schrieb darüber: „Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“ 3

Trifft das nicht auch heute den Nagel auf den Kopf? Da zünden wir im Advent die Kerzen an, da leuchten unsere Häuser, Straßen und Plätze im besonderen weihnachtlichen Licht, da bestaunen wir den geschmückten Tannenbaum und verpassen doch die wunderbare Weihnachtsbotschaft, die damals der Engel den Hirten zurief: „Euch ist heute der Heiland geboren!“4

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„… und unter das Gesetz getan, auf das er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen.“

Jesu Auftrag – die Bedeutung seines Namens sagt es schon5 – war und ist es Menschen zu retten. Von Sünde und Schuld, vor dem Teufel sowie von Tod und Hölle. Uns freikaufen, das ist seine Mission. Damit wir Kinder Gottes werden, das ist sein Ziel. Ist das nicht klasse und ganz wunderbar?

Daher musste Jesus uns in allem gleich werden. Er musste Mensch werden und dem Gesetz unterworfen sein, wie wir es sind. Es war unabdingbar, dass Jesus dieses irdische Leben und vor allem den bitteren Tod am eigenen Leib „schmeckte“.

Der Hebräerbrief bringt dies auf den Punkt und ist damit eine perfekte Erklärung dieser Botschaft:

„Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hatte er gleichermaßen daran Anteil, auf dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, (15) und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten.“ (Hebräer 2, 14 f.)

Diese Nachricht begann mit der Geburt Jesu für uns real und sichtbar zu werden. Und dieses Ereignis ist historisch so einmalig, dass unsere Vorfahren einen neuen Kalender daran festmachten; mit dieser Stunde 0 begann eine neue Zeitrechnung.

Das Kommen Jesu auf diese Welt begründete also die bedeutsamste Zeitenwende überhaupt. Er, der Gottessohn, wendete das Blatt: Hoffnung statt Hoffnungslosigkeit, Rettung statt Verlorensein, ewiges Heil und Freude statt Tränen und nicht endendes Leid!


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1 vgl. Lukas 2, 6
2 vgl. auch Philipper 2, 6 ff.
3 Johannes 1, 5
4 Lukas 2, 11
5 Der Name Jesus bedeutet „Gott rettet“.

Bibelverse zitiert aus:
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.


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Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Stockdunkel? Mit Jesus wird’s hell!”

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2 Antworten

  1. HP Schulz sagt:

    Obwohl die Botschaft von Weihnachten ja eine erlösende und frohmachende ist , fällt es mir sehr schwer diese so anzunehmen und eine optimistische Einstellung zu behalten . Kann man wirklich noch den Eindruck haben dass das Licht von Weihnachten diese Welt erhellt , oder versinkt nicht vielmehr der weitaus größere Teil im Dunkel ? Wie kann man den vielen Menschen , die nichts falsch gemacht haben , aber trotzdem verhungern , verdursten , gequält werden erklären , dass Gott unsere Geschicke steuert ? Für mich ist Gottes Wort der einzige Anker , der wirklich hält , aber in diesen Zeiten täglich neu herausfordernd .

    • bibelleser sagt:

      Herzlichen Dank für diese Rückmeldung! Die Themen und Fragen, die sie aufwirft sind in der Tat existenziell. Der Ausblick, den die Bibel auf die Zukunft dieser Welt gibt, ist auch echt alles andere als rosig. So heißt es beispielsweise in Jesaja 51,6 sehr passend: “Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben … ” Ist das nicht die Realität, die die Menschen in den Kriegsgebieten dieser Welt, wie z.B. gerade in der Ukraine, erleben? Dass ihre Wohnungen, ihre Heimat, ja ihr Leben und das ihrer Lieben zerstört und zerbombt wird? Schrecklich! —- Und doch hört dieser Vers damit nicht auf, sondern er geht mit einem großen “Aber” weiter: “… Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.” Ja, wir haben trotz allem noch Grund optimistisch zu sein – allerdings nicht in Bezug auf die weltliche Entwicklung und menschliche “Errungenschaften”, sondern allein in Bezug auf Gott. Und das ist wirklich eine Riesen-Herausforderung für unseren Alltag, in dem uns dann zusätzlich manchmal noch persönlich buchstäblich beinahe “alles um die Ohren fliegt” oder “den Bach runtergeht”. —- Jesus Sichtweise ist übrigens diesbezüglich nicht anders als die des alttestamentlichen Propheten, er drückt sich mit dem folgenden Satz nur kürzer und prägnanter aus: “Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.” (Markus 13, 31 und ähnlich in Matth. und Lukas). Viele Grüße, Torsten

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