Geheimnisvoll

Lesezeit: 4 Minuten

Foto von Zbynek Burival auf Unsplash

Saat und Ernte

„ … und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie.“ (Markus 4, 27)

Wenn Jesus die Leute lehrte, dann erzählte er ihnen häufig kleine Geschichten. Der obige Satz stammt aus einem dieser Gleichnisse und ist mir, wenn ich recht überlege, bisher nie so aufgefallen ist.

Es lohnt sich jedoch auf jeden Fall genauer hinzuschauen. Die Story ist schnell erzählt und hört sich zunächst ziemlich trivial an. In der Bibel heißt es:

„Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft (27) und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. (28) Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. (29) Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ (Markus 4, 26 -29)

Nichts besonderes …

„Na“, denken wir, „das kennen wir ja.“ Und verbuchen das als völlig normal. Tatsächlich ist dieser Vorgang von der Aussaat bis zur Ernte jedoch eines der größten Wunder Gottes. Wahrscheinlich ist er sogar einer der wichtigsten Erfindungen Gottes für unser Leben.

Auch wenn wir diesen Prozess heutzutage viel besser verstehen als zur Zeit Jesu, so ist er doch immer noch ziemlich geheimnisvoll und selbst die Landwirte und Experten haben ihn nicht zu 100 Prozent im Griff.

Das Grundprinzip ist über die Jahrhunderte und Jahrtausende gleich geblieben. Der Bauer bereitet seinen Acker vor, sät aus, erledigt über die Zeit noch die ein oder andere Pflegearbeit, muss aber letztlich doch geduldig dauf warten, dass die Saat aufgeht, das Getreide heranwächst und für die Ernte reif wird. Die Kraft für dieses Aufgehen der Saat und das Wachstum kommt nicht von oder durch den Landwirt, sondern liegt letztlich einzig und allein verborgen in den kleinen Samenkörnern.

… aber von Bedeutung

Soweit ist alles klar. Aber warum erzählt Jesus das? Was will er den Leuten damit sagen? Jesus möchte damit Prinzipien im Reich Gottes verdeutlichen. Wie bitte? Ja, genau! Darum geht es!

In einer anderen seiner Geschichten, dem Gleichnis vom Sämann1, steht der Same für das Wort Gottes, die gute Nachricht und das Evangelium. Das passt auch hier. Das Wort Gottes wird weitergegeben und läuft um die Welt. Es scheint klein, unbedeutend, nicht relevant und vielfach passiert nichts.

Geht es uns nicht häufig auch so? Wir bemühen uns, unseren Glauben im Alltag zu leben und hoffen, damit gute Impulse und Gottes Liebe weiterzugeben – in unserer Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, wo auch immer wir unterwegs sind. Manchmal trauen wir uns sogar unseren Glauben ganz offen zu bekennen und das Wort Gottes den Menschen direkt zuzurufen.

Außerdem: Jeden Sonntag wird in den Gottesdiensten gepredigt. Tage, Wochen, Monate, manchmal Jahre gehen ins Land und was ist das Ergebnis? – Nichts! So sieht es jedenfalls oft aus.

Vergeblich?

Alle Mühe umsonst? Das Wort Gottes scheint nicht zu wirken, sondern einfach an den Menschen abzuperlen …

„Nein, nein!“, ruft uns Jesus mit diesem Gleichnis zu. Das Wort Gottes hat Power. Der Bauer kümmert sich nach der Aussaat nicht mehr viel um das Feld und geht anderen Beschäftigungen nach. Er lebt seinen Alltag, schläft, arbeitet, geht schlafen und so vergeht die Zeit. Er hat auch keine Ahnung, wie es funktioniert, aber plötzlich gehen die Samen auf, sie wachsen und zeigen schließlich Frucht.

„Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, (11) so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“ (Jesaja 55, 10 f.)

Genau so geht es im Reich Gottes zu. Wir sind dazu berufen unseren Glauben zu leben und zu teilen. Aber für das Ergebnis der Glaubensimpulse, die wir gesät und geteilt haben, sind wir nicht verantwortlich. Ob wir uns beim Weitergeben des Wortes stark oder schwach, begabt oder ungeschickt anstellen oder fühlen, ist nicht entscheidend.

Wir können sicher sein: Gott hat die Macht! Sein Wort hat unglaubliche Kraft! Und darauf kommt es an!

Geduldsprobe

Gib ihm Zeit, verzweifel nicht, auch wenn sich nichts zu bewegen scheint. Alle Mühe deines Lebens fühlt sich vergebens an. Dein Ringen in der Familie, um deine Tochter, deinen Sohn, die Mühe auf der Arbeit, dein Engagement in der Gemeinde, deine Zeugnisse und Glaubenskämpfe, einfach alles sieht nach nichts aus. „Bringt doch alles nichts.“, denkst du vielleicht manches Mal.

Hab doch Geduld! Meinst du, Gott wird zu spät kommen? Nein, nein, das kann nicht sein. Der Zeitplan ist Gottes Sache. Im Verborgenen, im Mutterboden, tut sich vielleicht schon etwas. Der Same ist eventuell bereits aufgegangen, du kannst es nur noch nicht sehen.

Wie Simon ruft Jesus uns zu: „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“

Ich möchte dir Mut machen: Auch wenn wir noch nichts gefangen haben und es beinahe aussichtslos aussieht, machen wir weiter und werfen die Flinte nicht ins Korn. Wir sind bereit Jesus zu antworten: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“2


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1 vgl. Markus 4, 3 – 20
2 vgl. Lukas 5, 4 f.


Bibelverse zitiert aus:
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.


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Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Stockdunkel? Mit Jesus wird’s hell!”

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