Paulus und die Epheser
Dies ist der letzte Artikel der Serie „Echt!“. Eigentlich gehört er ja ganz an den Anfang. Denn hier geht es darum, wer Paulus ist und wie es überhaupt zu dem Epheserbrief des Paulus gekommen ist, mit dem wir uns in den vorhergehenden Artikeln beschäftigt haben.

Der Apostel Paulus
Saulus von Tarsus1, der spätere Apostel Paulus, ist ein frommer und gebildeter Jude. Gleichzeitig ist er von Geburt an römischer Staatsbürger.2 Er gehört zu der politisch-religiösen Sekte oder Partei der Pharisäer.3 Sein Eifer für seinen Glauben und die jüdische Tradition ist groß. Saulus wird zu einem fanatischen Verfolger der jungen christlichen Gemeinschaft in Jerusalem.
Als der Heilige Geist kommt
Nach dem Tod und der Auferstehung Jesu4 hat sich dort zu Pfingsten etwas Außergewöhnliches zugetragen.5 Es kommt zur sogenannten Ausgießung des Heiligen Geistes, so wie es Jesus Christus seinen Jüngern verheißen hatte. Als die Jünger alle in einem Haus zusammen sind, gibt es plötzlich ein Brausen wie von einem gewaltigen Wind. Zerteilte Zungen wie von Feuer setzen sich auf jeden Einzelnen. Sie werden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sprechen auf einmal alle in anderen, fremden Sprachen von den großen Taten Gottes.
Ein internationales Treffen
Aufgrund des Pfingstfestes sind viele gläubige Juden aus allen möglichen fremden Ländern in der Stadt. Viele Menschen kommen zusammen. Sie sind neugierig und bestürzt wegen der merkwürdigen Geräusche und dem Reden der Jünger in fremden Sprachen. Sie können das Geschehen nicht einordnen. Daraufhin hält Petrus seine berühmte Pfingstpredigt. Er erklärt anhand der Schriften des Alten Testamentes, die die gottesfürchtigen Juden bestens kennen, dass es sich bei diesen außergewöhnlichen Ereignissen um Wirkungen des Heiligen Geistes handelt. Er führt aus, dass der Prophet Joel bereits etwa 800 Jahre vor Christus die Ausgießung des Heiligen Geistes angekündigt hatte. Und genau dies hätten sie nun alle gerade miterlebt. Er erläutert die Rolle, den Auftrag und die Bedeutung von Jesus als den Sohn Gottes und Messias. Seine Predigt gipfelt in dem Satz: “So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat”.6
Massenbekehrung
Daraufhin, so heißt es „ging’s ihnen durchs Herz”7. Der Geist Gottes bewirkt in den Herzen vieler Zuhörer eine tiefe Erkenntnis der Bedeutung des Momentes sowie der eigenen Schuld und Sünde vor Gott. Sie sind nun bereit für die Umkehr zu einem echten Leben mit Gott. An diesem besonderen Tag kommen durch das Wirken des Heiligen Geistes dreitausend Menschen zum Glauben und lassen sich taufen.
Von Saulus …
Die Gemeinschaft der Christen in Jerusalem wächst in der Folgezeit weiter und gewinnt an Einfluss. Dies ist allerdings nicht nur den führenden Juden ein Dorn im Auge. Auch dem jungen Saulus von Tarsus missfällt dies außerordentlich. Sein Zorn über den neuen Glauben an Jesus Christus, den er für einen gefährlichen Irrweg hält, nimmt beständig zu. Er steigert sich zu Feindschaft und Hass gegenüber den Nachfolgern Christi. Bei der Steinigung des Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers, steht Saulus dabei und passt auf die Kleider der Zeugen und Steinewerfer auf.8
Schon wenig später lesen wir, dass Saulus selbst die Initiative ergreift, um die Gemeinde mit Gewalt zu zerstören.9 Eine erste, große Verfolgungswelle bricht in Jerusalem aus. Außer den Aposteln flüchten alle Christen aus Jerusalem und verstreuen sich im Land Judäa und in Samarien. Sie kommen sogar bis nach Syrien.
… zum Paulus
Doch Saulus gibt auch dann noch keine Ruhe. Er lässt sich Briefe vom Hohen Priester an die Synagogen in Damaskus geben, um die Christen auch dort zu verfolgen. Dann reist er mit einer Reihe von Männern nach Damaskus.
Doch noch vor den Toren der Stadt passiert etwas Unglaubliches.10 Jesus selbst erscheint ihm in einem hellem Licht. Saulus stürzt geblendet zu Boden. Er kam, um Christen gefangen zu nehmen und den Glauben an diesen Jesus auszulöschen. Und nun begegnet ihm dieser Jesus persönlich! Drei Tage lang ist Saulus blind. Er muss von seinen Männern in die Stadt geführt werden.
Jesus möchte gerade Saulus als Missionar für die Heiden gebrauchen. Er schickt den gläubigen Christen Hananias mit dieser Botschaft zu Saulus. Saulus werden die Augen geöffnet und er empfängt den Heiligen Geist. So kommt Saulus durch die Begegnung mit Jesus Christus zum Glauben und wird Christ. Jesus formt sich damit aus dem größten Christen-Hasser und Verfolger der christlichen Gemeinde seinen hingebungsvollsten Diener, Missionar und Gemeindegründer: den Apostel Paulus.

Die ersten Schritte
Paulus bezeugt in den Synagogen Jesus Christus als Gottes Sohn und muss kurz darauf aus Damaskus fliehen. Er verbringt zunächst eine geraume Zeit in Arabien.11 Danach kehrt er wieder nach Damaskus zurück. Drei Jahre später kommt er für einen halben Monat nach Jerusalem. Barnabas, ein bewährter Mitarbeiter der christlichen Gemeinde vor Ort, führt ihn zu den Aposteln. Paulus predigt in der Stadt und redet in der Öffentlichkeit über seinen neuen Glauben. Griechische Juden planen daraufhin einen Anschlag auf ihn. Die Brüder erfahren davon, geleiten Paulus auf seiner Flucht nach Cäsarea und schicken ihn weiter in seine Heimatstadt Tarsus.
Paulus in Antiochia
In der syrischen Stadt Antiochia, einer der zu römischer Zeit bedeutendsten Metropolen im östlichen Mittelmeerraum, entsteht eine stark wachsende, lebendige Gemeinde. Die Nachfolger Jesu werden dort das erste Mal als Christen bezeichnet.12 Barnabas wird von Jerusalem aus zur Unterstützung dorthin gesandt. In Antiochia angekommen, verschafft er sich einen Eindruck von der Situation und hilft beim weiteren Aufbau der Gemeindearbeit. Nach einer Weile reist er nach Tarsus, um dort Paulus zu suchen und für die Mitarbeit zu gewinnen. Nachdem er ihn gefunden hat, gehen sie gemeinsam zurück nach Antiochia. Dort lehren sie ein Jahr lang in der jungen Gemeinde. Antiochia wird der Ausgangspunkt für die Missionsreisen des Paulus13, die ihn nach Kleinasien und schließlich bis nach Europa führen.
Ephesus
Ephesus ist im 1. Jahrhundert nach Christi Geburt eine blühende Stadt. Sie befindet sich in Kleinasien, im Westen der heutigen Türkei. Die Bevölkerung ist multikulturell. Unter der Herrschaft und dem Schutz des römischen Weltreiches leben dort Römer, Griechen, Juden und Menschen aus vielen anderen Nationen zusammen. Ephesus ist mit geschätzt mehr als 200.000 Einwohnern eine der größten Städte im römischen Reich. Gleichzeitig ist sie Sitz des Statthalters14 über die römische Provinz Asia und damit von erheblicher politischer Bedeutung.
Die Stadt befindet sich an der Mündung des Flusses Kaystros und hat einen Hafen mit Zugang zum Ikarischen Meer15. Durch ihre Lage an einer wichtigen Handelsroute hat sie sich zu einem bemerkenswerten wirtschaftlichen Zentrum in der Region entwickelt.
Die Tochter des Zeus
Sie ist auch aus religiöser Sicht eine bedeutende Metropole. In Ephesus steht der Tempel der Artemis16, der zu dieser Zeit hoch geschätzten griechischen Gottheit. Artemis, die Tochter des Zeus, gehört zu den 12 olympischen Gottheiten in der griechischen Mythologie. Diese 12 Hauptgötter residieren auf dem Olymp, dem höchsten griechischen Gebirge. Bereits der Vorgängerbau des Tempels der Artemis in Ephesus war so groß, schön und bedeutend, dass er zu den sieben antiken Weltwundern gerechnet wurde.
Paulus und die Gemeinde in Ephesus
In Ephesus gibt es eine jüdische Gemeinde, die sich in einer Synagoge zu Gottesdiensten trifft. Dorthin begibt sich der Apostel Paulus, als er das erste Mal auf dem Rückweg von seiner zweiten Missionsreise von der Stadt Korinth in Griechenland zurück nach Antiochia, Syrien, in Ephesus Halt macht.17 Er beredet sich in der Synagoge mit den Juden, die ihn bitten länger zu bleiben. Als sich Paulus nach kurzem Aufenthalt wieder aufmacht, um seinen Weg zurück nach Antiochia fortzusetzen, lässt er seine Begleiter in Ephesus zurück: Das Ehepaar Priszilla und Aquilla, mit denen er bereits in Korinth zusammengearbeitet hat.
Priszilla, Aquilla und Apollos
Den Weg zur Gründung einer christlichen Gemeinde in Ephesus bereiten dann nicht Paulus, sondern Priszilla und Aquilla. Einige Zeit später taucht zudem Apollos, ein gelehrter Jude in Ephesus auf. In der Synagoge verkündigt er offen und frei Jesus Christus als den Herrn und Retter. Priszilla und Aquilla nehmen ihn bei sich zuhause auf. Da sein Wissen über Gottes Weg unvollständig ist, unterweisen sie ihn noch näher darin. In der Stadt Ephesus kommen die ersten Menschen zum christlichen Glauben.

Auf seiner dritten Missionsreise18 kommt der Apostel Paulus wieder nach Ephesus.19 Mehr als zwei Jahre lang wirkt er dort in erstaunlicher Weise. Eine christliche Gemeinde bildet sich. Sie wächst beständig und gewinnt an Bedeutung.
Silber und Tumult
Demetrius, ein Silberschmied, und die Handwerker, die für den Kult der Göttin Artemis arbeiten, fühlen sich durch die Lehre des Paulus in ihrem Lebensunterhalt bedroht. Es kommt zu einem Aufruhr und einem großen Tumult. Dieser kann nur durch das beherzte, weise und beschwichtigende Eingreifen des Kanzlers der Stadt20 gestoppt und aufgelöst werden. Paulus beendet daraufhin seinen Dienst in Ephesus.21 Er bittet seinen Mitarbeiter Timotheus noch einige Zeit in Ephesus zu bleiben und sich um die junge Gemeinde zu kümmern.22
Europa hin und zurück
Dann bricht er nach Mazedonien auf und kommt später bis nach Griechenland. Dort bleibt er etwa drei Monate. Die Juden verfolgen Paulus und planen einen Anschlag gegen ihn. Paulus entschließt sich daher dazu, nicht den direkten Seeweg nach Syrien einzuschlagen, sondern wieder durch Mazedonien zurückzureisen. Über Philippi, Troas, Assos, Mitylene und Samos kommt er mit seinen Begleitern nach Milet, das in der Nähe von Ephesus liegt. Von dort aus sendet er Boten, um die Ältesten23 der Gemeinde von Ephesus zu sich zu rufen. Er beredet sich mit ihnen, gibt ihnen letzte Anweisungen und legt ihnen die Gemeinde ans Herz. Es kommt zu einem bewegenden Abschied. Dann setzt Paulus seine Reise fort. Die Ältesten und die Gemeinde in Ephesus werden ihn nie mehr wiedersehen …
Der Brief des Apostel Paulus an die Epheser
Den Brief an die Epheser schreibt Paulus etwa im Jahr 61 nach Christus. Er selbst befindet sich in Rom in Gefangenschaft.24 Heute gehen viele davon aus, dass Paulus den Epheserbrief als ein Rundschreiben gestaltet hat, der in den Gemeinden in Kleinasien weitergereicht wurde.
Die anderen Beiträge der Serie „Echt!“ findest du hier:
Sünde und Tod
Was mich frisst!
Kinder des Zorns
Lebendig
erleuchtet
aus Gnade
Glauben und Werke
Sein Werk, unsere Aufgabe
Ein perfekter Plan
Wenn du wissen möchtest, was die Wieder- oder Neugeburt ist oder was es mit dem Christsein auf sich hat, dann sieh dir doch mal den folgenden Artikel und die Links dazu an: NeuGeboren
1 Tarsus ist eine in der Antike bekannte Hafenstadt in Kleinasien
(heutige Türkei)
2 vgl. Apostelgeschichte 22, 28
3 vgl. Apostelgeschichte 26, 5 und Philipper 3, 5
4 etwa 33 nach Chr.
5 vgl. Apostelgeschichte 2, 1 – 41
6 Apostelgeschichte 2, 36
7 Apostelgeschichte 2, 37
8 vgl. Apg. (= Apostelgeschichte) 7, 58
9 vgl. Apg. 8, 3; Apg. 26, 10 f.
10 vgl. auch zum Folgenden Apg. 9, 1 – 19
11 vgl. hierzu auch Galaterbrief 1, 10 – 24 sowie Apg. 9, 20 – 31
12 vgl. Apostelgeschichte 11, 26
13 ab ca. 47 nach Christus
14 Prokonsul
15 Ägäis
16 Göttin der Jagd, des Waldes, des Mondes und Hüterin der Frauen und Kinder; in der römischen Mythologie: Diana
17 vgl. hierzu Apostelgeschichte 18, 18 – 26; etwa im Jahr 52 n. Chr.
18 ca. 56 – 58 nach Christus
19 vgl. Apostelgeschichte 19
20 Stadtschreiber; einer der höchsten Beamten
21 vgl. hierzu und im Folgenden Apostelgeschichte 20
22 vgl. 1. Timotheus 1, 3
23 verantwortliche Leiter der christlichen Gemeinde
24 vgl. auch Epheser 3, 1
Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
[Auszug aus dem Buch „Gefunden! Glauben. Leben. Hoffnung.“ siehe auch bibelesewelt.de/buecher/ ]
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Über den Autor:
Torsten Ratschat, geboren 1967, ist leitender Angestellter in der Stahlindustrie. Er ist verheiratet und hat 3 erwachsene Kinder.

„Allein die Tatsache, dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, sollte uns motivieren neugierig zu werden und uns mit ihr zu beschäftigen.“
„Gott will, dass dein Leben gelingt! Dies zu entdecken wird das Beste sein, was dir je passieren kann!“
Danke für die interessante, kurzweilige Zusammenfassung über die wundersame Wandlung vom Saulus zum Paulus und seiner Mission und Reisen.
Sehr gerne – das ist aber auch wirklich eine „mega-spannende“ Geschichte!