Orientierung
„Doch wenn jemand Schweres durchmacht, weil er ein Christ ist, braucht er sich deswegen nicht zu schämen.“
(1. Petrus 4, 16)
Verfolgt
Diese Christen in Kleinasien hatten Probleme – keine Frage. Der Apostel Petrus schreibt darüber und wir können uns daher ein Bild davon machen.
Aber – können wir wirklich nachvollziehen, was es bedeutet verfolgt zu werden?
Die meisten von uns leben wahrscheinlich in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz. In diesen Ländern kennen wir Christenverfolgung eigentlich gar nicht. Gut, manchmal wird man verspottet oder belächelt, weil man an Jesus Christus glaubt. Aber das war’s dann meistens auch schon.
Bei den Christen in Kleinasien sah das ganz anders aus. Aufgrund ihres Glaubens hatten sie echte Nachteile. Sie gehörten zu einer ungeliebten Minderheit, lebten vielerorts am Rande der Gesellschaft und wurden argwöhnisch beobachtet. Wenn sie verspottet, falsch verdächtigt oder beleidigt wurden, war das noch eher eine Kleinigkeit.1
In schlimmen Fällen wurden sie unterdrückt oder vertrieben, geschlagen, misshandelt, ins Gefängnis gesteckt oder sogar getötet.2
So jedenfalls stelle ich mir ihre Situation vor.
Keine Selbstverständlichkeit
Bei uns gibt es ein hohes Gut, das für uns so normal ist, dass wir darüber gar nicht mehr so richtig nachdenken: Sicherheit.
Zumindest geht es mir so. Die Sicherheit, mit der ich in meinem Alltag unterwegs sein darf, ist für mich so normal, dass ich sie gar nicht mehr bewusst wahrnehme und wertschätze.
Wenn ich zuhause bin oder aus dem Haus gehe, auf der Arbeit oder in der Stadt fühle ich mich grundsätzlich gut aufgehoben und geschützt. Das ist prima, aber keinesfalls selbstverständlich, wie mir der Blick in andere Teile dieser Welt zeigt.
bedroht
Übrigens, hast du dich schon einmal so richtig unsicher und bedroht gefühlt? Nicht nur für einen Moment, sondern für eine längere Zeit?
Als ich ein Kind war, lebten wir in einer Hochhaussiedlung. Das Gelände war weitläufig und es gab einen Spiel- sowie einen Bolzplatz. Wir hatten viele Spielkameraden, mit denen wir um die Häuser zogen und viele Abenteuer erleben konnten. Das war eine tolle Zeit.
Mit zunehmendem Alter wurde unser Bewegungsradius immer größer und wir eroberten bald das ganze Dorf auf unseren Fahrrädern. Blöderweise gab es einige schräge Typen, die auch dort unterwegs waren. Sie waren älter und größer als wir. Und natürlich stärker. Immer, wenn wir ihnen zufällig begegneten, spielten sie uns übel mit. Mal versperrten sie uns den Weg und pöbelten uns an. Dann ließen sie uns auch manchmal einfach eine Zeit lang nicht weiterfahren oder bedrohten und schubsten uns. Sie hatten viel Spaß dabei uns einzuschüchtern. Und weißt du was – sie waren sehr gut darin!
Ich erinnere mich, dass mir das nach einigen solcher Erlebnisse regelrecht Angst machte. Immer, wenn ich mich in dieser Zeit auf’s Rad schwang und im Dorf unterwegs war, hatte ich ein ungutes Gefühl, dass sich, wenn ich diese Kerle auch nur von Weitem sah, in Panik steigerte und Fluchtreaktionen auslöste. Manchmal wurden wir von diesen unangenehmen Burschen regelrecht verfolgt und durch’s ganze Dorf gejagt. So war ich, besonders in bestimmten Straßenzügen, immer auf der Hut und fühlte mich bedroht.
Angst
Wenn ich daran zurückdenke, kann ich mir ein wenig vorstellen, was es bedeutet in ständiger Angst und Unsicherheit zu leben.
In so einer Situation bist du andauernd angespannt und unter Druck. Du schaust dich ständig um und fühlst dich unwohl. Du weißt nicht, was als nächstes passiert und rechnest mit dem Schlimmsten. Und du kannst dich nicht richtig entspannen und ausruhen. Weil du keine Kontrolle hast und dich hilflos ausgeliefert fühlst …
So in etwa muss das sein, wenn man in einer „feindlichen“ Umgebung wohnt.
Böse Welt
Die Christen in Kleinasien, denen der Apostel Petrus schrieb, lebten in einer solchen, schwierigen Situation. Die Gesellschaft war ihnen feindlich gesinnt. Es war eine böse Welt, die ihnen große Sorgen, Ängste, Nöte und Leiden bereitete. Vielleicht nicht jeden Tag, aber immer wieder.
Deswegen hatte der Apostel Petrus sie in seinem Brief zunächst ermutigt und ihnen vor Augen gehalten, wer sie sind: Von Gott Erwählte! Und er hatte ihnen gezeigt, was sie besitzen: Eine sichere Hoffnung!3
Das alles hatten wir uns ja bereits in den vorherigen Folgen der Serie „endeckt.“ genauer angesehen.
Der Auftrag
Petrus blieb jedoch nicht bei diesen Ermutigungen stehen. Nachdem er ihnen ihre großartige Stellung, die sie als Christen bei Gott besaßen, klar gemacht hatte, gab er ihnen Anweisungen. Anweisungen, wie sie in dieser bösen Welt leben sollten.
Und das ist interessant. Auch für uns. Unsere Situation ist eine andere als damals. Aber dennoch: Auch wir leben in einer herausfordernden Zeit mit vielen Problemen und Schwierigkeiten. Auch wir sind als Christen „nur Gäste und Pilger in dieser Welt.“4
Petrus begann den praktischen Teil seines Schreibens mit dem folgenden Satz:
„Richtet euch daher ganz auf Jesus Christus aus; lebt so, dass ihr für sein Kommen bereit seid! Bleibt wachsam und besonnen und setzt eure Hoffnung völlig auf die Gnade, die euch erwiesen wird, wenn er in seiner Herrlichkeit erscheint.“
(1. Petrus 1, 13)
Schau auf Christus
Im Trubel des Alltags und angesichts der ganzen Herausforderungen und Sorgen unseres Lebens können wir schnell die Orientierung verlieren.
Das soll aber nicht so sein. Gottes Wort fordert uns an dieser Stelle auf, uns zu konzentrieren und zu fokussieren. Und zwar nicht auf das, was es uns schwer macht und was uns so zusetzt, sondern auf Jesus Christus.
Jesus Christus ist nicht nur Gott und König, der alles beherrscht und auch die Umstände, die uns belasten, unter Kontrolle hat.
Nein! Er ist auch der, der als Mensch in dieser Welt gelebt hat und selbst viel Schweres durchmachen musste.5 Er weiß daher, was das bedeutet und wie uns zumute ist.
Christus ist unser Retter und Heiland, der uns herausgeholt hat aus der Gewalt und den Verstrickungen der Sünde. Und er hat uns ein Beispiel gegeben, wie wir in dieser bösen Welt leben sollen. Dadurch ist er unser Vorbild geworden.6
… und sieh nach vorne
Darüber hinaus gibt es den Blick nach vorne. Jesus Christus hat bereits den Sieg errungen und wird einmal als der Sieger zurückkommen.7 Darauf gilt es sich vorzubereiten, jeden einzelnen Tag. Das ist für uns kein Sprint, sondern ein Dauerlauf. Das braucht Training, Disziplin und Ausdauer. Da gilt es wachsam und besonnen zu sein.
Dabei sollen und dürfen wir mit seiner Gnade, seiner Hilfe, seiner Gemeinschaft und seinem Frieden rechnen.8 Mit der Gnade, die wir erhalten, wenn er wiederkommt. Aber auch mit der Gnade, die wir bereits von Gott bekommen haben und die uns täglich umgibt und begleitet.
ER ist bereit, um uns in unseren Sorgen und Nöten beizustehen. Und ER sollte der sein, an dem wir uns täglich orientieren und ausrichten.
P.S.: Wie das gehen kann und was alles noch dazugehört, behandeln wir im nächsten Artikel.
1 vgl. 1. Petrus, 4, 14
2 vgl. 1. Petrus 4, 12
3 vgl. 1. Petrus 1, 1 -3
4 1. Petrus 2, 11
5 vgl. 1. Petrus 3, 18 und 4, 1
6 vgl. 1. Petrus 2, 21
7 vgl. Kolosser 2, 15; 2. Petrus 1, 16; Offenbarung 1, 7
8 vgl. z.B. Matthäus 28, 20, Johannes 14, 27
Bibelverse zitiert aus:
Neue Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen
Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft
Diesen Artikel gibt es übrigens auch in unserer neuen bibellesewelt.de-Veröffentlichung “zum Anfassen”:
Die vorherigen Beiträge der Serie “entdeckt.” findest du hier:
Eine Sommerreise
Das Grollen des Himmels
Le souffle sur la vallée
Gottes Plan
unvergänglich
Alles Gnade
In Not alles gut?
Mit folgenden Artikeln geht es weiter:
Stopp es!
Der Sauhund
Seid heilig!
unbestechlich
100 %-Vertrauen
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Über den Autor:
Torsten Ratschat, geboren 1967, ist leitender Angestellter in der Stahlindustrie. Er ist verheiratet und hat 3 erwachsene Kinder.
„Allein die Tatsache, dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, sollte uns motivieren neugierig zu werden und uns mit ihr zu beschäftigen.“
„Gott will, dass dein Leben gelingt! Dies zu entdecken wird das Beste sein, was dir je passieren kann!“