Wie kommen Leute zum Glauben?

Lesezeit: 4 Minuten

Wie geschieht es, dass ein Mensch zum Glauben kommt? Wie können wir uns das vorstellen?

Gott hat seine Boten

Die Bibel berichtet durchgängig im Alten und Neuen Testament davon, dass Gott Menschen in sei­nen Dienst stellt. Wir lesen unter anderem von Pries­tern, Propheten, Aposteln, Evangelisten und Lehrern.

Was diese Menschen eint? Sie verkündigen Gottes Wort. Die Boten Gottes geben seine Offen­barungen weiter und leh­ren seine Gebote und Gesetze. Sie predigen Christus, die gute Nachricht, das Evange­lium.

Das Besondere an diesen Dienern ist es, dass sie von Gott berufen sind. Gott gibt ihnen Vollmacht und Au­torität für die Weitergabe seiner Botschaften. Er be­fähigt sie in besonderer Weise, indem er ihnen seinen heiligen Geist gibt. Vielfach lesen wir insbe­sondere im Alten Testament, dass diese Menschen für ihren Dienst gesalbt werden. Im Neuen Testa­ment werden ihnen die Hände von den Ältes­ten oder den Aposteln aufgelegt, um sie für ihren Auftrag auszurüsten.

Beispiele in der Bibel

In der Heiligen Schrift können wir das Wirken die­ser Menschen verfolgen. So sind uns viele ihrer Bot­schaften, Prophezeiungen, Predigten und Lehren überliefert. Die Auswirkungen der Verkündigung wa­ren teilweise überwäl­tigend. Beispiele im Alten Tes­tament hierfür sind die groß­artigen Reden von Mose, das Auftreten von Elia auf dem Berg Karmel1, das Lesen und Unterweisen des Volkes durch Esra2 so­wie die eindrücklichen Prophezeiungen von Jesaja, Jeremia und Hesekiel an das Volk Israel. Im Neuen Testament fallen uns sofort die großartige Bergpre­digt Jesu3 und die Pfingstpredigt des Petrus ein.

Die Auswirkungen

Als Petrus am ersten Pfingstfest nach Jesu Kreuzi­gung und Auferstehung in Jerusalem predigt, kom­men etwa 3.000 Menschen zum Glauben.4 Das Wirken Gottes in diesem Moment wird durch einen kurzen Satz beschrieben: „Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz …“.5

Den Hörern fällt es wie Schuppen von den Augen. Die Decke, die alles verbor­gen hat, wird plötzlich weggerissen.6 Sie er­kennen ihren verlorenen, hoffnungslosen Zustand. Ihr versteinertes Herz fängt plötzlich an zu schlagen. Gott hat ihnen einen kleinen Funken Leben ins Herz gegeben und sie beginnen auf die Botschaft Gottes, die ihnen Petrus verkündigt hat, zu reagieren. Sie sind mit einem Mal empfänglich für das Reden Got­tes geworden. Ihr Gewissen meldet sich und sie be­greifen ihre Schuld und ihre Vergehen. Schlagartig wird ihnen klar, dass sie ohne Gott, dass sie gottlose Menschen sind.

So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predi­gen aber durch das Wort Christi.

(Römer 10, 17)

Alles, worauf sie bisher ihr Leben ge­baut haben, al­les, worauf sie bislang gesetzt haben, bricht nun jäh zu­sammen. Der Schleier vor ihren Au­gen ist verschwunden. Die Verblendung durch den Widersacher Gottes ist urplötz­lich nicht mehr wirk­sam.7 Sie sehen ihre Nacktheit, ihre Be­dürftigkeit und ihre Armseligkeit im Angesicht Gottes und können in ihrer Verzweiflung nur noch rufen: „… Ihr Män­ner, liebe Brüder, was sollen wir tun?“8

So kommen diese Menschen zum Glauben. Und so wer­den bis heute ungläubige und gottlose Frauen und Männer zu Christen. Menschen hören oder lesen eine Pre­digt und Gott wirkt durch seinen Geist ein Wunder in und an ihnen!

Was ist eine Predigt?

Wenn die Predigt, die Verkündigung so bedeut­sam ist, was macht sie dazu? Was ist sie? Was bein­haltet sie? Ist die Predigt einfach eine besondere Art der Rede? Eine spe­zielle Weise etwas vorzutragen? Ist es so etwas wie das moderne „Storytelling“9? Was macht die Verkündigung also wirksam? Was ist das Geheimnis der Predigt?

Als zu Pfingsten die Jünger mit dem Heiligen Geist er­füllt werden, bleibt Petrus keine Zeit für eine gründliche Predigtvorbereitung. Die Menschen ver­sammeln sich zu Tausenden um zu sehen und zu er­fahren, was diese son­derbaren Ereignisse zu bedeu­ten haben. Das ist keine mo­natelang geplante und organisierte Großveranstaltung. Die Leute sind ver­stört, entsetzt und verwundert und wol­len wissen, was los ist!10 Da tritt Petrus mit den anderen elf Jün­gern vor. Ohne Bibel in der Hand, ohne Manuskript oder Notizen. Kein Podium, kein Mikrofon und keine Laut­sprecher. Keine Leinwand, kein Beamer, keine Charts und Folien. Nein! Nur er, der einfache Fischer, vor mehreren tausend Menschen, die jetzt eine Er­klärung hören wollen. Und unter ihnen Leute, die an­fangen ihn und die anderen Jünger als Betrunkene zu verspotten.

Nicht unvorbereitet

Aber Petrus ist dennoch nicht unvorbereitet. Drei Jahre lang ist er mit Jesus als sein Jünger, sein Schü­ler unter­wegs gewesen. Jesus hat sie während die­ser Zeit intensiv gelehrt und in ihrem Beisein immer wieder gepredigt. Er hat viele Zeichen und Wunder vollbracht. Das intensive Lehren der Jünger hat er nach seiner Auferstehung bis zu seiner Himmelfahrt fortgesetzt.

Darüber hinaus haben sich die Jünger in den Tagen vor Pfingsten getroffen und viel Zeit im Gebet verbracht. Schließlich werden sie an diesem Pfingsttag, als sie wieder zum Gebet und zur Gemein­schaft versammelt sind, vom Heiligen Geist er­füllt. So wird Petrus – nicht aus eigener Kraft und Weisheit – sondern durch Gottes Macht und durch die Kraft des Heiligen Geis­tes für eine seiner wich­tigsten Predigten vorbereitet und ausgerüstet.

Petrus beginnt seine Predigt damit, die aktuel­len Ereign­isse, das Brausen, die Zungen wie von Feuer sowie das Reden und Predigen in anderen Sprachen zu erklären. Er setzt sie in Bezug zu den Prophezeiungen des Alten Tes­taments. Anhand der Heiligen Schrift erläutert er die Aus­gießung des Hei­ligen Geistes und die Person, Rolle, Aufga­be und Mission von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.

Gottes Wort

Aus­gangspunkt, Kern und Botschaft seiner Predigt ist das Wort Gottes. Das stellt er vor. Dies erläutert und erklärt er. Das legt er aus. Dies wendet er an. Das Besondere an der Pre­digt ist also Gottes Wort, das Wort Christi. Darin liegt die Kraft, die Autorität und die Wirksamkeit der Verkündigung. So hat es Gott gewollt und ihm gefallen. So hat er es angeordnet für alle Zeit: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Chris­ti.“11

Zur Vertiefung

  1. Was ist eine Predigt? Was zeichnet sie aus? Wie unterscheidet sie sich von einer Rede, einem Vortrag oder einer Präsentation?
  2. Welche Voraussetzungen muss ein Prediger vor al­lem mitbringen?
  3. Was macht für dich eine gute Predigt aus? Wer ge­hört alles zur Zielgruppe?
  4. Was kann eine Predigt bei Menschen auslö­sen oder bewirken? Welches Ziel hat die Pre­digt?
  5. Was passiert, wenn ein Mensch zum Glauben kommt?

1 vgl. 1. Könige 18
2 vgl. Nehemia 8
3 vgl. Matthäus 5 – 7
4 vgl. Apostelgeschichte 2
5 Apostelgeschichte 2, 37a
6 vgl. 2. Korinther 3, 12 – 17
7 vgl. 2. Korinther 4, 4
8 Apostelgeschichte 2, 37b
9 englisches Wort für „Geschichtenerzählen“; Einflechten von Ge­schichten und Anekdoten, um Vorträge und Reden für die Zu­hörer inter­essant zu machen und die Kerngedanken zu illustrieren
10 vgl. Apostelgeschichte 2,6 – 7
11 Römer 10, 17

Alle Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

[Auszug aus dem Buch “Gefunden! Glauben. Leben. Hoffnung.” siehe auch bibelesewelt.de/buecher/ ]

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