Ermutigung
„Lasst euch durch nichts in eurem Glauben erschüttern!“ (Johannes 14,1)
Im Laufe der Zeit haben sich bei mir daheim eine ganze Reihe von Bibelausgaben angesammelt.
Wahrscheinlich hat jeder Bibelleser seine eigene Vorliebe, aber ich finde es bereichernd, die Texte in unterschiedlichen Übersetzungen zu betrachten. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass das Alte Testament im Ursprung überwiegend in Hebräisch, zum Teil in Aramäisch und dass das Neue Testament in Griechisch geschrieben wurde.
Nicht nur, dass sich diese Sprachen deutlich von unserer Muttersprache unterscheiden. Hinzu kommen auch noch die große zeitliche Differenz zwischen damals und heute sowie die Tatsache, dass die Texte in einem völlig anderen, uns fremden kulturellem Zusammenhang entstanden sind.
Dies stellt Bibelübersetzung vor enorme Herausforderungen. Denn es sind nicht nur Worte bzw. Sätze zu übersetzen, sondern es gilt den Sinn und die Bedeutung dieser alten Texte zu erfassen und diese dann so in die aktuellen Sprachen zu transformieren, dass sie für heutige Leser begreifbar werden.
Hinzu kommt, dass es sich bei der Bibel ja nicht um ein wissenschaftliches oder literarisches Werk handelt, sondern um Heilige Schrift.
Insofern bin ich immer skeptisch, wenn eine neue Bibelausgabe erscheint und als „die“ Übersetzung angepriesen wird oder Leute darauf schwören, dass diese oder jene Übersetzung die einzig Wahre sei.
Übrigens bin ich nicht nur einmal darauf angesprochen worden, warum ich denn für den persönlichen Gebrauch, die Bibelarbeit im Hauskreis oder meine Bücher gerade die jeweilig verwendete Bibelübersetzung benutzen würde. Schließlich gäbe es da doch etwas viel besseres.
Tatsächlich muss man gelegentlich zu diesem Thema sogar Stimmen hören, die den Christenstand eines Gläubigen oder die Ernsthaftigkeit einer Gemeinde daran festmachen, ob die für sie einzig wahre Bibelübersetzung benutzt wird oder eben nicht.
Da solche Auseinandersetzungen oft fruchtlos verlaufen und im Ergebnis mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften, nenne ich bewusst keine Beispiele. Ich will dazu nur sagen, dass wir meiner Ansicht nach im deutschen Sprachraum eine ganze Reihe von guten, zuverlässigen und hilfreichen Bibelübersetzungen haben und insofern gesegnet sind.
Einen sehr vitalen Aspekt möchte ich jedoch an dieser Stelle noch etwas weiter vertiefen: Die Bibel ist Heilige Schrift, Gottes Wort, Offenbarung Gottes. Sie wurde den menschlichen Autoren vom Heiligen Geist eingegeben.1
Und deswegen, damit wir sie verstehen können, muss uns auch wiederum der Heilige Geist helfen, wenn wir in ihr lesen. Er muss unser Lehrer sein, uns die Texte „aufschließen“ und sie uns begreifbar machen.
Jesus Christus sagt: „Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“2
Wenn der Heilige Geist so beim Lesen der Bibel wirkt, werden diese alten Schriften für uns lebendig werden, uns der Verstand und vor allem das Herz aufgehen. Erst dann werden Bibelverse und -passagen uns ansprechen und uns göttliche Wahrheiten vermitteln, die uns regelrecht ergreifen und eine persönliche Antwort und Reaktion von uns einfordern. Daher ist es mir wichtig das Bibellesen mit Gebet zu starten und Gott zu bitten, dass er durch den Heiligen Geist beim Lesen in seinem Wort zu mir spricht.
Die Bibel informiert uns darüber, was Gottes Weg und Ziel für uns ist und wie wir unser Leben nach seinem Willen gestalten können.3 Sie unterrichtet uns im Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes. Und der Glaube an ihn ist das Fundament des Christseins. Insofern kann die Bedeutung der Bibel für unser Leben gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Nun aber zum eigentlichen Bibeltext dieses kleinen Impulses. Nachdem Jesus den Jüngern einen Ausblick in die Zukunft gegeben und sie auf seinen bevorstehenden Leidensweg hingewiesen hatte, beginnt das 14. Kapitel des Johannesevangeliums mit einem großartigen Vers, den ich hier gerne noch einmal wiederhole:
„Lasst euch durch nichts in eurem Glauben erschüttern!“ (Johannes 14,1)
Das war schon eine sehr intensive Zeit gewesen, die letzten Tage und Stunden. Nachdem Jesus den Jüngern die Füße gewaschen hatte, kündigte er ihnen an, dass einer von ihnen ihn verraten würde.4
Die Jünger konnten sehen, wie dieser Gedanke Jesus selbst tief verletzte und traf.5 Seine Stimme, beinahe sein ganzer Körper, zitterte ja dabei, als er das sagte. Einer von ihnen, die in den letzten Jahren als Jesu Schüler gemeinsam unterwegs gewesen waren und alles miteinander geteilt hatten, würde so niederträchtig sein und ihrem Meister und damit ihnen allen in den Rücken fallen? Undenkbar – allein die Vorstellung, dass so etwas passieren würde, löste in ihnen ein Grauen aus.
Als Jesus dann seine Abschiedsreden begann und Petrus ihm bedingungslose Treue schwor, offenbarte Jesus ihm, dass selbst Petrus ihn schon bald verleugnen würde.6 Das alles war schon ziemlich heftig!
Jesus wusste, dass nun das Schwerste vor ihm lag, dass er in seinem Leben zu tragen haben würde. Er sah das alles vor sich: seine Gefangennahme, die Prozesse, die Verurteilung und schließlich seine Hinrichtung.
Doch ihm war auch klar, was das für seine Jünger bedeuten würde. Sie hatten voll auf ihn gesetzt, hatten alles daheim stehen und liegen gelassen und waren ihm nachgefolgt. Mit seinem Tod am Kreuz würde ihre Welt regelrecht in sich zusammenbrechen und nur noch eines übrigbleiben: Trauer, Leere und Verzweiflung.
Kannst du dir das vorstellen? Alles, wofür du gearbeitet, wofür du gekämpft, ja wofür du gelebt hast, ist plötzlich nicht mehr da, ist kaputt, ist nichts mehr wert. Was für eine Niederlage und Enttäuschung! Das ist das Ende. Da will man sich nur noch verkriechen. Alles umsonst …
Doch Jesus Blick geht weit darüber hinaus. Am Kreuz von Golgatha ist noch längst nicht Schluss. „Jetzt wird der Menschensohn in seiner Herrlichkeit offenbart …“7, Jesus sieht bereits das offene Grab, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt. Und er denkt schon an all das, was er danach vorbereiten und erledigen will.8
Vielleicht geht es dir – im übertragenen Sinne – auch so, wie den Jüngern damals, als Jesus sich von ihnen verabschiedete. Du schaust auf diese Welt, auf dein Leben, deine Beziehungen, deine Arbeit, deine Gesundheit, dein Älterwerden, was auch immer es ist. Und wenn du dir das so betrachtest, kommst du zu dem Schluss: „Mensch, das sieht echt überhaupt nicht rosig aus!“ Vielleicht ist es auch ein besonderes Ereignis, was es ausgelöst hast, dass du nun vor diesem Scherbenhaufen stehst. Oder es sind viele kleine Dinge, die nach und nach alles zunichte gemacht und dich in eine hoffnungslose Situation gebracht haben. Oder du spürst, wie du selbst immer wieder versagt hast und dass dadurch jetzt alles so perspektivlos geworden ist. Und vielleicht das Schlimmste dabei ist noch, dass auch dein Glaube bis auf die Grundfeste getroffen und erschüttert ist. Und du fragst dich: „Hat sich das überhaupt gelohnt, so lange daran festzuhalten und sich zu engagieren? War es, ist es das wirklich wert?“
Wenn es so ist, dann ruft auch dir Jesus zu: „Lass dich durch nichts in deinem Glauben erschüttern!“ und „Vertraue Gott und vertraue mir!“9 Er möchte dich ermutigen, er möchte dich trösten, er möchte dir eine neue Perspektive aufzeigen. „Ich habe noch etwas mit dir vor! Ich arbeite daran!“, sagt er dir zu. Den Jüngern erklärt er das ganz in Ruhe von Johannes 14, 2 bis Vers 27, wo er dann noch einmal sagt: „Lasst euch durch nichts in eurem Glauben erschüttern, und lasst euch nicht entmutigen!“ Lies dir das doch einmal in Ruhe durch und denke darüber nach!
Unser Glaube hat eine ultra-feste Basis und ein ganz sicheres Ziel. Dafür steht Jesus Christus. ER sagt: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit und ich bin das Leben.“10
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1 vgl. z.B. 2. Timotheus 3, 16 f.
2 Johannes 14, 26; NGÜ
3 vgl. 2. Timotheus 3, 14 – 20
4 vgl. Johannes 13, 21
5 ebenda
6 vgl. Johannes 13, 31 – 38
7 Johannes 13, 31
8 vgl. Johannes 14, 2
9 vgl. den 2. Teil von Johannes 14, 1
10 vgl. Johannes 14, 6
Bibelverse zitiert aus:
Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen
Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft
Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
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Über den Autor:
Torsten Ratschat, geboren 1967, ist leitender Angestellter in der Stahlindustrie. Er ist verheiratet und hat 3 erwachsene Kinder.
„Gott ist immer für Überraschungen gut – in positivem Sinne – ER macht Unmögliches möglich!”