Predigen? Was soll’s?
Ohne Gottes Handeln kann niemand Christ werden. Wenn das wahr ist, können wir uns dann nicht einfach hinsetzen und abwarten, dass Gott aktiv wird? Wir können doch für unsere Rettung oder für die Rettung anderer nichts unternehmen, oder? Lehrt die Bibel also Passivität und Untätigkeit? Nein, auf gar keinen Fall! Zwar ist es tatsächlich so, wie wir bereits in der Serie „echt!“ ausführlich besprochen haben, dass es auf Gottes Handeln ankommt. Dennoch lesen wir in der Heiligen Schrift, dass es Gott gefallen hat, Menschen für sein Wirken und sein Rettungswerk zu gebrauchen. Dies geschieht in mehrfacher Hinsicht. In diesem Artikel schauen wir uns an, welche Rolle dabei das Predigen spielt.

Verkündigung
„So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ (Römer 10, 17)
Wie geschieht es, dass Menschen zum Glauben kommen? Wie können wir uns das vorstellen?
Die Bibel berichtet durchgängig im Alten und Neuen Testament davon, dass Gott Menschen in seinen Dienst stellt. Wir lesen unter anderem von Priestern, Propheten, Aposteln, Evangelisten und Lehrern. Was haben diese Leute gemeinsam? Sie verkündigen Gottes Wort und geben seine Offenbarungen weiter. Diese Diener sind dafür verantwortlich, den Menschen die Gebote und Gesetze Gottes weiterzugeben. Sie predigen Christus, die gute Nachricht, das Evangelium. Das Besondere an diesen Dienern ist es, dass sie von Gott berufen sind. Gott gibt ihnen Vollmacht und Autorität für die Weitergabe seiner Botschaften. Er befähigt sie in besonderer Weise, indem er ihnen seinen heiligen Geist gibt. Vielfach lesen wir insbesondere im Alten Testament, dass diese Menschen für ihren Dienst gesalbt werden. Im Neuen Testament werden ihnen die Hände von den Ältesten oder den Aposteln aufgelegt, um sie für ihren Auftrag auszurüsten.
In der Heiligen Schrift können wir das Wirken dieser Leute verfolgen. So sind uns viele ihrer Botschaften, Prophezeiungen, Predigten und Lehren überliefert. Die Auswirkungen der Verkündigung waren teilweise überwältigend. Beispiele im Alten Testament hierfür sind die großartigen Reden von Mose, das Auftreten von Elia auf dem Berg Karmel1, das Lesen und Unterweisen des Volkes durch Esra2 sowie die eindrücklichen Prophezeiungen von Jesaja, Jeremia und Hesekiel an das Volk Israel. Im Neuen Testament fallen uns sofort die großartige Bergpredigt Jesu3 und die Pfingstpredigt des Petrus ein.
Die Wirkung
Als Petrus am ersten Pfingstfest nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung in Jerusalem predigt, kommen etwa 3.000 Menschen zum Glauben.4 Das Wirken Gottes in diesem Moment wird durch einen kurzen Satz beschrieben: „Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz …“.5 Den Hörern fällt es wie Schuppen von den Augen. Die Decke, die alles verborgen hat, wird plötzlich weggerissen.6 Sie erkennen ihren verlorenen, hoffnungslosen Zustand. Ihr versteinertes Herz fängt plötzlich an zu schlagen. Gott hat ihnen einen kleinen Funken Leben ins Herz gegeben und sie beginnen auf die Botschaft Gottes, die ihnen Petrus verkündigt hat, zu reagieren. Sie sind mit einem Mal empfänglich für das Reden Gottes geworden. Ihr Gewissen meldet sich und sie begreifen ihre Schuld und ihre Vergehen. Schlagartig wird ihnen klar, dass sie ohne Gott, dass sie gottlose Menschen sind.
Alles, worauf sie bisher ihr Leben gebaut haben, alles, worauf sie bislang gesetzt haben, bricht nun jäh zusammen. Der Schleier vor ihren Augen ist verschwunden. Die Verblendung durch den Widersacher Gottes ist urplötzlich nicht mehr wirksam.7 Sie sehen ihre Nacktheit, ihre Bedürftigkeit und ihre Armseligkeit im Angesicht Gottes und können in ihrer Verzweiflung nur noch rufen: „… Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“8
So kommen diese Menschen zum Glauben. Und so werden bis heute ungläubige und gottlose Frauen und Männer zu Christen. Menschen hören oder lesen eine Predigt und Gott wirkt durch seinen Geist ein Wunder in und an ihnen!
Das Besondere
Wenn die Predigt, die Verkündigung so bedeutsam ist, was macht sie dazu? Was ist sie? Was beinhaltet sie? Ist die Predigt einfach eine besondere Art der Rede? Eine spezielle Weise etwas vorzutragen? Ist es so etwas wie das moderne „Storytelling“9? Was macht die Verkündigung also wirksam? Was ist das Geheimnis der Predigt?
Als zu Pfingsten die Jünger mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, bleibt Petrus keine Zeit für eine gründliche Predigtvorbereitung. Die Menschen versammeln sich zu Tausenden, um zu sehen und zu erfahren, was diese sonderbaren Ereignisse zu bedeuten haben. Das ist keine monatelang geplante und organisierte Großveranstaltung. Die Leute sind verstört, entsetzt und verwundert und wollen wissen, was los ist!10 Da tritt Petrus mit den anderen elf Jüngern vor. Ohne Bibel in der Hand, ohne Manuskript oder Notizen. Kein Podium, kein Mikrofon und keine Lautsprecher. Keine Leinwand, kein Beamer, keine Charts und Folien. Nein! Nur er, der einfache Fischer, vor mehreren tausend Menschen, die jetzt eine Erklärung hören wollen. Und unter ihnen Leute, die anfangen ihn und die anderen Jünger als Betrunkene zu verspotten.
Die Vorbereitung
Aber Petrus ist dennoch nicht unvorbereitet. Drei Jahre lang ist er mit Jesus als sein Jünger, sein Schüler unterwegs gewesen. Jesus hat sie während dieser Zeit intensiv gelehrt und in ihrem Beisein immer wieder gepredigt. Er hat viele Zeichen und Wunder vollbracht. Das intensive Lehren der Jünger hat er nach seiner Auferstehung bis zu seiner Himmelfahrt fortgesetzt. Darüber hinaus haben sich die Jünger in den Tagen vor Pfingsten getroffen und viel Zeit im Gebet verbracht. Schließlich werden sie an diesem Pfingsttag, als sie wieder zum Gebet und zur Gemeinschaft versammelt sind, vom Heiligen Geist erfüllt. So wird Petrus – nicht aus eigener Kraft und Weisheit – sondern durch Gottes Macht und durch die Kraft des Heiligen Geistes für eine seiner wichtigsten Predigten vorbereitet und ausgerüstet.
Kraft
Petrus beginnt seine Predigt damit, die aktuellen Ereignisse, das Brausen, die Zungen wie von Feuer sowie das Reden und Predigen in anderen Sprachen zu erklären. Er setzt sie in Bezug zu den Prophezeiungen des Alten Testaments. Anhand der Heiligen Schrift erläutert er die Ausgießung des Heiligen Geistes und die Person, Rolle, Aufgabe und Mission von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Ausgangspunkt, Kern und Botschaft seiner Predigt ist das Wort Gottes. Das stellt er vor. Dies erläutert und erklärt er. Das legt er aus. Dies wendet er an. Das Besondere an der Predigt ist also Gottes Wort, das Wort Christi. Darin liegt die Kraft, die Autorität und die Wirksamkeit der Verkündigung. So hat es Gott gewollt. So hat es ihm gefallen. Genau so hat er es angeordnet für alle Zeit: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“11
Zur Vertiefung
- Was ist eine Predigt? Was zeichnet sie aus? Was unterscheidet sie von einer Rede, einem Vortrag oder einer Präsentation?
- Welche Voraussetzungen muss ein Prediger vor allem mitbringen?
- Was macht für dich eine gute Predigt aus? Wer gehört alles zur Zielgruppe?
- Was kann eine Predigt bei Menschen auslösen oder bewirken? Was ist das Ziel der Predigt?
- Was passiert, wenn ein Mensch zum Glauben kommt?
1 vgl. 1. Könige 18
2 vgl. Nehemia 8
3 vgl. Matthäus 5 – 7
4 vgl. Apostelgeschichte 2
5 Apostelgeschichte 2, 37a
6 vgl. 2. Korinther 3, 12 – 17
7 vgl. 2. Korinther 4, 4
8 Apostelgeschichte 2, 37b
9 englisches Wort für „Geschichtenerzählen“; Einflechten von Geschichten und Anekdoten, um Vorträge und Reden für die Zuhörer interessant zu machen und die Kerngedanken zu illustrieren
10 vgl. Apostelgeschichte 2,6 – 7
11 Römer 10, 17
Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
[Auszug aus dem Buch „Gefunden! Glauben. Leben. Hoffnung.“ siehe auch bibelesewelt.de/buecher/ ]
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Über den Autor:
Torsten Ratschat, geboren 1967, ist leitender Angestellter in der Stahlindustrie. Er ist verheiratet und hat 3 erwachsene Kinder.

„Allein die Tatsache, dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, sollte uns motivieren neugierig zu werden und uns mit ihr zu beschäftigen.“
„Gott will, dass dein Leben gelingt! Dies zu entdecken wird das Beste sein, was dir je passieren kann!“
Danke für den Impuls.