Was mir Mut macht …

Lesezeit: 4 Minuten
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Seid mutig und bringt mit von den Früchten des Landes. (4. Mose 13, 20)

Ich träume ich bin unterwegs in einem Leben, von dem ich nur einen Ausschnitt kenne: Die Vergangenheit – den Weg, den ich bereits zurückgelegt habe. Doch jetzt gilt es nach vorne zu schauen! In ein unbekanntes Land, dass sich vor mir eröffnet. Wie wird es dort wohl sein? Was werde ich da vorfinden? Und vor allem wen? —-

Gerufen

Mose hatte uns alle zusammengetrommelt. Das ganze Volk stand jetzt da. „Ich habe einen Auftrag vom HERRN bekommen!“, ließ er uns wissen. „Einige von uns sollen das Land Kanaan erkunden!“ Dann suchte er die Männer aus. Aus jedem Stamm einen. Jeweils einen der führenden Leute. Sie traten vor. Plötzlich hörte ich meinen Namen. Ich erschrak. „Meint er wirklich mich?“, schoss es mir durch den Kopf. Ich sah ihn an und unsere Blicke trafen sich. Da wurde mir klar: „Ich bin gerufen!“

Wie von einem Magneten angezogen, bewegte ich mich mechanisch zu den anderen. Dann bekamen wir genaue Anweisungen von Mose. Was wir zu tun hatten. Wie wir uns verhalten sollten. Worauf zu achten war. Und was wir von dort mitzubringen hatten. Zum Glück waren wir mehrere. Ich war in diesem Moment so gestresst, dass ich das gar nicht alles direkt erfassen konnte. Die Worte rauschten wie ein wilder Bach einfach so an mir vorbei während ich noch versuchte meine Gedanken und meine Aufregung zu bändigen. Schließlich würde das kein Spaziergang werden. Wir würden den Kanaanitern begegnen. „Die werden sich sicher bedanken, wenn wir dort auftauchen, um ihr Land auszuspionieren!“, dachte ich.

Zwei Wörter

Dann sagte Mose diesen Satz. Nein, eigentlich waren es nur zwei Wörter, die sich mir ins Gehirn brannten: „Seid mutig …“! Sie setzten sich in meinen Gedanken fest und fesselten mich. Seid mutig! Angesichts dieses Auftrages das Land Kanaan auszukundschaften überlegte ich, was das für uns, nein für mich ganz persönlich heißen sollte. Ich würde in ein mir gänzlich unbekanntes Land gehen. Dort würde ich Menschen begegnen, die nicht unbedingt meine besten Freunde werden würden. Ich würde den Weg nicht wissen, die Landessprache nicht beherrschen. Kurz gesagt: ich wäre ein Fremder dort, ein Ausländer! Ich würde Schritte unternehmen müssen, die ich bisher nie gemacht hatte. Gefährliche Schritte … Hinter jeder Biegung könnte eine Gefahr lauern. Bereit mich anzuspringen, sobald ich mich ihr nähern würde. „Nein!“, schrie es in mir. „Das kann ich nicht! Das will ich nicht!“ —

„Seid mutig!“, diese Worte meldeten sich wieder in mir. Ich versuchte mich zu sammeln, die Panik, die in mir aufgekommen war, zurückzudrängen. „Bloß jetzt nicht die Nerven verlieren!“, dachte ich während der Angstschweiß mir kalt den Rücken herunterlief. „Seid mutig!“ – meine Überlegungen kreisten weiter um diese zwei Worte. Wie kam es, dass sie mich so gefangen nahmen? Wieso hatten sie in diesem Moment eine so große Bedeutung für mich, obwohl ich sie noch gar nicht richtig begreifen konnte?

Beauftragt

Plötzlich blitzte der entscheidende Gedanke in mir auf: „Hatte Mose nicht erwähnt, dass dies ein Auftrag des HERRN sei?“ Das Nachdenken darüber wirkte befreiend. Plötzlich wurde es mir klar: „Mensch, das ist Gott, der uns diese Anweisung gegeben hat!“ Damit bekam dieses „Seid mutig!“ einen Grund für mich. Eine Basis, auf der ich aufbauen konnte.

Ich erinnerte mich auf einmal wieder daran, dass der HERR schon die ganze Zeit mit uns auf dieser Wüstenwanderung unterwegs gewesen war. Tagsüber in einer Wolken- und nachts in einer Feuersäule. Und welche Wunder ich schon alles miterleben durfte, seit wir aus Ägypten aufgebrochen waren. Wie uns Gott versorgt hatte. Zum Beispiel mit Manna, diesem rätselhaften „Wüstenbrot“. Dann fiel mir auch ein, wie der HERR uns vor dem Pharao und seinem Heer gerettet und uns sicher durch das Schilfmeer geführt hatte. Und wie dann, als wir da durch waren, die Wellen über die Ägypter zusammengebrochen waren. Keiner von ihnen war davongekommen …

Plötzlich wache ich auf. Herausgerissen aus dieser spannenden Geschichte. Und bin wieder bei mir, in meinem Leben. Das „Seid mutig!“ ist noch da und schwingt nach. Was könnte mein Grund dafür sein? Ich überlege. Ich bin unterwegs in einem Leben von dem ich nur einen Ausschnitt kenne: Die Vergangenheit – den Weg, den ich bereits zurückgelegt habe. Doch jetzt gilt es nach vorne zu schauen! In ein unbekanntes Land, dass sich vor mir eröffnet. Wie wird es dort wohl sein? Was werde ich da vorfinden? Und vor allem wen? —

Zugesagt!

Was hatte sich nochmal dieser Kundschafter überlegt? Und wer war er eigentlich? Ich stelle mir vor, dass es Kaleb oder Josua gewesen sein muss. Dieser Gedanke gefällt mir. Und er tröstet mich. Denn schließlich waren das die zwei, die aus dieser Prüfung mit Bravour hervorgegangen waren. Alle anderen hatten am Ende versagt. Weil sie eben nicht den nötigen Mut gefunden hatten. Oder vielleicht besser, weil sie die Basis, den Grund für diesen Mut, den sie gebraucht hätten, nicht sehen konnten. Ich denke nach. Angestrengt. Was oder besser wer könnte mir ein solcher Grund sein. Woran hatte Kaleb, oder war es doch Josua, gedacht? Was hatte ihm letztlich den Mut gegeben und im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet?

„Du kannst mit mir rechnen!“, schießt es mir durch den Kopf. Als ob Gott es mir selbst zurufen würde! Und so beginne ich in meiner Vergangenheit zu graben. Ich gehe die Stationen meines Lebens durch. Ich fange an Situationen und Erlebnisse einzusammeln. Zunächst tue ich mich schwer. Aber bald finde ich sie: die kleinen und großen Momente, in denen Gott in meinem Leben gewirkt hat. Ereignisse, in denen ich die Hand Gottes buchstäblich habe greifen können. Ich werde innerlich ruhiger. Dankbarkeit überwältigt mich wie ein warmer Strom und ich halte inne. Noch lange sitze ich einfach da. Staunend. Und tanke auf. Mut für den beginnenden Tag. Mut für den nächsten Schritt.


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Zur Vertiefung

  1. Lies 4. Mose 13. Was findest du an dieser Geschichte bemerkenswert? Warum?
  2. Versuche dich in die einzelnen Personen hineinzuversetzen. Was mögen sie denken? Welche Gefühle kommen da möglicherweise hoch? Was treibt sie an?
  3. Was fühlst du, wenn du vor besonderen Herausforderungen stehst oder dich in unsichere Situationen begeben musst? Wie gehst du normalerweise dann damit um?
  4. Wie könnte der Glauben dir Mut in schwierige Momenten geben? Wie könntest du Gott in solche Situationen (besser) mit einbeziehen?

Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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