„Sieh es mal so!“

Lesezeit: 6 Minuten

Der wesentliche Faktor, warum das Unmögliche auch bei dir möglich ist.

Hast du den Eindruck, dass dich die Umstände erdrücken? Denkst du, dass deine Kraft nicht ausreicht? Meinst du, dass es keinen Weg aus dieser Situation gibt? Mach dich nicht kleiner als du bist! In dem folgenden Beitrag behandle ich den Faktor, auf den es wirklich ankommt!

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Schaust du die Herausforderungen, die vor dir liegen, von unten an? Dann erscheinen sie häufig bedrohlich und unüberwindbar. Von ganz oben betrachtet sind sie jedoch klein und unscheinbar. Es kommt also auf die Perspektive an, die du einnimmst!

Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?
(1. Mose 18, 14)

Auf Heldensuche

Wenn du einen Helden suchst, dann schaue dir doch Gideon an. Was? Gideon, ein Held? Von wegen! Wenn ich mich richtig erinnere, ist er doch eher ein Anti-Held! Ängstlich, zögernd und unsicher. Der hatte doch wirklich nichts drauf! Aber warte – was ist überhaupt ein Held? Welche Charaktereigenschaften sollte er besitzen? Was macht ihn aus? Vielleicht sollten wir das zuerst klären. Oder unsere Vorstellung davon kritisch hinterfragen. Möglicherweise passt auch einfach unsere Definition nicht. Stellen wir das jedoch bitte erst einmal zurück. Lass uns zunächst den Blick auf Gideon werfen.

Zur Zeit Gideons war das Volk Israel sehr bedrängt von den Midianitern. Sie stammten von Midian ab, dem Halbbruder Isaaks aus Abrahams zweiter Ehe mit der Ketura.1 Die Midianiter waren ein mächtiges, kriegerisches Nomadenvolk mit großen Herden. Ihre Heimat befand sich südöstlich von Israel.

Auf ihren Weidezügen fielen sie damals mit Vorliebe ins Land Israel ein. Die Israeliten hatten ihnen nichts entgegenzusetzen und flüchteten regelmäßig in die Berge und suchten dort Schutz in den Schluchten und Höhlen. Daher konnten die Midianiter sich nach Lust und Laune in Israel niederlassen, ihre Herden in den Feldern der Israeliten weiden lassen und alles plündern und rauben, was ihnen gefiel. Sobald alles im Land vernichtet, verdorben oder gestohlen war, zogen sie einfach weiter.

Wenn sich dann die Israeliten wieder aus den Bergen hervortrauten, standen sie vor dem Nichts. Alle ihre Arbeit und Mühe der letzten Monate waren umsonst gewesen. Die Felder waren zertrampelt und ihr Vieh hatten die Midianiter einfach mitgenommen. Die Leute von Israel waren entsetzt, entmutigt und am Boden zerstört. Im folgenden Jahr kamen die Midianiter wieder und das böse Treiben begann von Neuem.

Welch ein Disaster

Die Bibel berichtet uns davon, dass dies zur Zeit Gideons sieben Jahre lang so ging.2 Welch ein Elend und was für eine Demütigung muss das für das Volk Israel gewesen sein! Am Ende waren sie völlig mittellos, schwach, erniedrigt, „Der HERR ist Friede.“ (Richter 6, 24)niedergeschlagen und verzweifelt. Wie konnte es nur so weit kommen? Was war passiert, dass ihnen, dem Volk Gottes, ein so großes Unrecht und Unglück geschah? Darüber gibt uns Gottes Wort die folgende Auskunft: „Und als die Israeliten taten, was dem HERRN missfiel, gab sie der HERR in die Hand Midians sieben Jahre.“3

Die Israeliten hatten also aufgehört, sich an die Gesetze und Gebote Gottes zu halten. Es gefiel dem HERRN überhaupt nicht, wie sie sich verhielten. Vorher war das Volk Israel stark genug gewesen, um seine Feinde abzuwehren. Nun aber strafte Gott sie damit, dass die Midianiter viel mächtiger als sie wurden und mit ihnen schalten und walten konnten, wie es ihnen beliebte.

Erstaunlich ist, dass die Israeliten sich erst nach diesen sieben langen Jahren, erst als sie völlig am Boden lagen und nicht mehr ein noch aus wussten, an Gott wendeten. Sie beteten nicht einfach zu ihm, sie waren so am Ende, dass sie zum HERRN schrien!4 In diesem Moment der totalen Hilflosigkeit sendete der HERR einen Propheten zu ihnen, um ihnen ihren Ungehorsam und ihren Abfall von Gott zu verdeutlichen.5 Das ist die Ausgangslage der Geschichte von Gideon.

Manchmal sind wir blind …

Der erste Auftritt von Gideon ist beinahe komisch. Das Gespräch mit dem Engel des HERRN ist so bemerkenswert, dass wir uns das im Detail anschauen wollen:

„Und der Engel des HERRN kam und setzte sich unter die Eiche bei Ofra; die gehörte Joasch, dem Abiësriter. Und sein Sohn Gideon drosch Weizen in der Kelter, damit er ihn berge vor Midian. (12) Da erschien ihm der Engel des HERRN und sprach zu ihm: Der HERR mit dir, du streitbarer Held! (13) Gideon aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr! Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann das alles widerfahren? Und wo sind alle seine Wunder, die uns unsere Väter erzählten und sprachen: Der HERR hat uns aus Ägypten heraufgeführt? Nun aber hat uns der HERR verstoßen und in die Hand Midians gegeben.

(14) Der HERR aber wandte sich zu ihm und sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft; du sollst Israel erretten aus den Händen der Midianiter. Siehe, ich habe dich gesandt! (15) Er aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr, womit soll ich Israel erretten? Siehe, mein Geschlecht ist das geringste in Manasse, und„GOTT KANN ALLES!“ ich bin der Jüngste in meines Vaters Hause. (16) Der HERR aber sprach zu ihm: Ich will mit dir sein, dass du Midian schlagen sollst wie einen Mann. (17) Er aber sprach zu ihm: Hab ich Gnade vor dir gefunden, so mach mir doch ein Zeichen, dass du es bist, der mit mir redet. (18) Geh nicht fort, bis ich wieder zu dir komme und bringe meine Gabe und lege sie vor dir hin. Er sprach: Ich will bleiben, bis du wiederkommst.“6

… und haben einfach nur Angst

Gideon hat Angst vor den Midianitern. Daher drischt er den Weizen nicht auf der Tenne, einem festgetretenen oder gepflastertem Platz, sondern in der – vermutlich in einen Felsen gehauenen – Kelter, aus der der Schall der Schläge nicht soweit in die Umgebung hinaus abstrahlen kann. Als der Engel des HERRN Gideon anspricht und beauftragt, reagiert Gideon mit Aussagen, die eine demgegenüber völlig entgegengesetzte Sichtweise offenbaren. Er erfasst die Bedeutung der Zusagen des Engels nicht, zweifelt sie an oder widerspricht ihnen sogar!

Schau mal genau hin! „Der Herr ist mit dir!“7, sagt der Engel des HERRN. „Das kann doch gar nicht sein! Gott hat uns im Stich gelassen und verstoßen!“, kommt als Botschaft von Gideon zurück.8 „Du streitbarer Held!“9 und „Geh hin in dieser deiner Kraft!“10 spricht der HERR zu Gideon. „Meine Sippe ist völlig bedeutungslos im Stamm Manasse und ich bin der Jüngste in meiner Familie!“, ist die Eigenwahrnehmung Gideons.11 Der HERR beauftragt Gideon Israel zu retten. Gideon jammert „Ach Gott, wie soll ich das bloss machen?“12 Der HERR sagt Gideon zu, dass er mit ihm sein und ihm einen großen Sieg über Midian schenken würde.13 Wie reagiert Gideon? „Gib mir doch ein Zeichen, dass du es selbst bist, HERR, der mit mir redet.“, fordert er.14

Nackte Tatsachen

Was soll man hierzu sagen? Vielleicht zunächst einmal, dass diese Stelle zeigt, dass die Bibel ein wirklich zutiefst ehrliches Buch ist. Ihre „Helden“ werden nicht glorifiziert. Die Personen werden nicht überzeichnet und besser dargestellt als sie eigentlich sind, um ein in sich stimmiges Bild zu erzeugen. Sondern sie werden authentisch beschrieben. Mit allen ihren Schwächen, inneren Kämpfen, Zweifeln und Widersprüchen. Das macht Gottes Wort glaubwürdig. Das bringt uns die handelnden Personen näher. Das macht sie uns symphatisch. Wir können uns mit ihnen identifizieren. Weil sie uns ähnlich sind!

Und das bringt mich zu einem zweiten Punkt. Gott sucht sich „Gideons“ aus, um große Taten zu vollbringen! Nicht Menschen, die voll Kraft und Selbstbewusstsein, Reichtum, Weisheit oder Intelligenz nur so strotzen. Nein, sondern einfache, unbedeutende Leute. Menschen so wie du und ich! Warum? Weil es darum geht, dass GOTT verherrlicht wird. Dass ER seine Kraft und Macht zeigen kann. Alle sollen erkennen, dass ER große Taten und Wunder vollbringt. IHM soll dies zugerechnet werden. Deswegen gebraucht Gott das Schwache. Damit seine Stärke deutlich wird und alle Welt darüber staunt!

Völlig unbedeutend, oder?

Was heißt das nun für dich? Glaubst du etwa auch, wie Gideon, dass du ein völlig unwichtiger Mensch aus einer gänzlich unbedeutenden Familie bist? Aus weltlicher Sicht hast du wahrscheinlich vollkommen Recht. Aber schau dir das mal aus Gottes Perspektive an. Wenn du ein Christ bist, ein Nachfolger von Jesus Christus – und ich hoffe du kannst das von dir sagen -, dann hat GOTT dich persönlich ausgesucht. Er hat dich zu seinem Kind gemacht. Damit gehörst du zu seiner Familie! Gibt es eine bedeutendere Familie als die Familie Gottes?

GOTT hat sich dir persönlich zugewendet. Jesus Christus hat deine Schuld auf sich genommen und „Der HERR ist mit dir!“ (Ri 6, 12) ist für dich gestorben, damit du Leben und Gemeinschaft mit Gott haben kannst. Gibt es eine wichtigere Person, die dir eine solche Aufmerksamkeit und Wertschätzung geben könnte?

Wenn GOTT Himmel und Erde erschaffen hat, – und das hat er! – ist es dann für ihn ein Problem, aus dir, einem schwachen „Gideon“, einen starken Helden und Sieger zu machen?

Wie wäre es also, wenn du einfach mal deine Blickrichtung veränderst! „Sieh es mal so …“, könnte ab jetzt deine neue Devise sein! Schaue auf die Welt, auf dich, auf die Situation, die Probleme und Herausforderungen mit GOTTES Augen! Was siehst du dann?

Ich möchte dich damit herausfordern. Und ermutigen. Kannst du das alles ansehen, wie Gott es betrachtet? Siehst du die Möglichkeiten, die Chancen, die Potentiale? Aus seiner Sicht gibt es keine Begrenzungen und Unmöglichkeiten. GOTT KANN ALLES! Und du gehörst zu IHM. Du bist sein geliebtes Kind. Ist das nicht wunderbar? Daher mache dir seine Perspektive zur Gewohnheit: „Sieh es mal so!“


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Zur Vertiefung

  1. Wie siehst du Gideon? Was fällt dir an ihm auf? Wie reagiert er auf den Engel des HERRN? Was bewegt ihn? Warum scheint der Engel nicht zu ihm durchzudringen?
  2. Wenn du dich mit Gideon vergleichst: Wo seid ihr euch ähnlich? An welchen Punkten seid ihr unterschiedlich? Wie würdest du an seiner Stelle reagieren und handeln?
  3. Lies noch den Rest dieser Begegnung (Richter 6, 19 – 24). Wie schafft es der Engel des HERRN Gideon zu beruhigen? Wodurch erhält Gideon mehr Sicherheit? Wie kommt er zur Ruhe und gewinnt inneren Frieden?
  4. Was kannst du aus dieser Story lernen? Was möchtest du gerne für dich mitnehmen und in deinem Leben und Glauben verändern?

1 vgl. 1. Mose 25, 1 – 4
2 vgl. Richter 6, 1 – 6
3 Richter 6, 1
4 vgl. Richter 6, 7
5 vgl. Richter 6, 8 – 10
6 Richter 6, 11 -18
7 Richter 6, 12 in der Elberfelder und Menge Übersetzung
8 vgl. Richter 6, 13
9 Richter 6, 12
10 Richter 6, 14
11 vgl. Richter 6, 15
12 ebenda
13 vgl. Richter 6, 16
14 vgl. Richter 6, 17

Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart


Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Allein die Tatsache, dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, sollte uns motivieren neugierig zu werden und uns mit ihr zu beschäftigen.“

„Gott will, dass dein Leben gelingt! Dies zu entdecken wird das Beste sein, was dir je passieren kann!“

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