Angst und Frieden

Lesezeit: 4 Minuten

Sonntag, 22. März 2020
11:09 Uhr

“Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verlässt sich auf dich. Darum verlasst euch auf den HERRN immerdar; denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich.” (Jesaja 26, 3-4)

Ohne Frage ist diese Zeit, in der wir momentan leben, eine außergewöhnliche. Viele Menschen, mich eingeschlossen, können sich nicht an eine vergleichbare Situation erinnern. Es ist definitiv eine weltweite Krise, eine weltweite Angst, welche den Alltag der Menschen bestimmt.
Doch auch wenn wir uns nicht an eine vergleichbare Situation der weltweiten Angst und Krise erinnern können, so haben doch die meisten von uns in der Vergangenheit Zeiten der Angst und Ungewissheit durchgemacht. Vielleicht nicht in diesen Ausmaßen, die ganze Welt umfassend, doch im kleinen Kreis der Familie oder des eigenen Lebens.

Wachsende Unsicherheit

Für mich persönlich begann eine solche Zeit der Angst und Ungewissheit mit 15 Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben habe ich nicht viel erdulden oder durchmachen müssen, ich konnte einfach Kind sein. Ich war gesund, ich war fröhlich, musste mich noch nie bewusst von einem geliebten Menschen verabschieden und dachte, dass mir niemand und nichts etwas anhaben kann. Nicht jeder Tag war perfekt oder ohne kleine Problemchen, aber letztendlich war für mich die Welt vollkommen in Ordnung.

Mit 15 Jahren begann dann plötzlich eine Entwicklung, die ich zu dem Zeitpunkt niemals erwartet hätte und die mein Leben komplett aus den Fugen gerissen hat. Dies kam jedoch nicht auf einen Schlag, sondern schleichend. Rückblickend kann ich nicht mehr meinen Finger auf den Zeitpunkt legen, an dem alles begann, sondern weiß nur, dass es plötzlich da war und mein Leben bestimmt hat: die Angst.

Im Jahr 2011 fing ich langsam an, mich nach dem Essen immer wieder unwohl zu fühlen. Ich bekam oft Bauchschmerzen und musste mich immer häufiger übergeben. Nach und nach traute ich mich nicht mehr unterwegs zu sein, wenn ich nicht wusste, dass sich dort Toiletten befinden würden, da ich nie wusste, ob ich gegebenenfalls ganz plötzlich verschwinden müsste. Wärmflaschen und Heizdecken wurden meine täglichen Begleiter, da sie das einzige waren, was meine Magenschmerzen lindern oder beruhigen konnten. “Ich war sauer auf Gott, auf die Welt, auf alles … ” Auf einmal war ich nicht mehr die fröhliche und gesunde 15-jährige, sondern eine, die Angst hatte und zu Hause blieb.

Nichts Gutes …

Nach meinem 16. Geburtstag, nachdem nie wirklich klar war, was diese Symptome hervorrief, wurde schließlich festgestellt, dass ich “Morbus Crohn” habe. Morbus Crohn war zu dem Zeitpunkt eine noch relativ wenig erforschte Krankheit. Alles was ich wusste war, dass sie nie wieder weg gehen und ich immer wieder solche Phasen des Schmerzes und der Angst durchmachen würde.

Ich war sauer auf Gott, auf die Welt, auf alles und wirklich jeden. Ich konnte nicht verstehen, warum ich, gerade ich, das durchmachen muss. Was hatte ich Gott getan, dass ich diese Strafe verdient hatte? Ich hasste die Angst, die mich begleitete, aber gleichzeitig konnte ich sie nicht abstellen. Hätte man mich in dieser Zeit mit Bibelversen wie Römer 8, 28 konfrontiert (“Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen …“), hätte ich wahrscheinlich den Leuten die Bibel ins Gesicht geknallt und gebrüllt, was denn bitte Gutes aus solch einer besch… (bitte entschuldigt diesen Ausdruck hier) Krankheit kommen soll, die ich zudem nie los werden würde!

…, oder?

Spulen wir ein paar Jahre vor, ins Jetzt. Mittlerweile bin ich ca. 9 Jahre krank. Seit Beginn der Krankheit habe ich etwa 8 von diesen schlimmen Phasen durchgemacht, mich vielen unangenehmen Untersuchungen ausgesetzt und durch Cortison-Behandlungen viele Kilos zugenommen. Ich nehme täglich Medikamente und auch zwischen den schlechten Phasen gibt es immer wieder Tage, an denen es mir gar nicht gut geht. Trotz alledem kann ich aus vollem Herzen sagen: “Gott meint es wirklich gut mit uns. Er meint es gut mit mir.” Nein, die Tage sind nicht immer einfach, ich musste viele Dinge erleben, die ich wirklich keinem wünsche, aber ich habe durch sie unseren Gott kennengelernt, wie es mir sonst nicht möglich gewesen wäre.

“Er hat die Krankheit benutzt, um mir ein größeres Bild seiner selbst zu zeigen.”Ich habe durch diese Krankheit erleben dürfen, wie Gott mir immer wieder in den rechten Momenten die Schmerzen genommen oder gelindert hat. Im rechten Moment (so banal es auch scheinen mag) stand immer eine Toilette, eine Wärmflasche oder auch einfach ein ermutigendes Wort zur Verfügung. Ja, ich habe schwierige Zeiten durchgemacht und mich auch von Gott verlassen oder vergessen gefühlt, aber niemals hat er mich in diesen Momenten im Stich gelassen. Er hat sie benutzt, um mir ein größeres Bild seiner selbst zu zeigen.

Ja, ich habe manchmal immer noch Angst vor die Tür zu gehen oder eine Reise anzutreten. Ja, ich wünsche mir immer noch, dass die nächste schlimme Phase noch lange auf sich warten lässt und ich erst mal “gesund” bleiben darf. Aber ich weiß in alledem, dass unser Gott ALLES, wirklich ALLES unter Kontrolle hat.

Wem vertraust du?

Die Fragen, die sich mir im Angesicht meiner Angst gegenüber stehen, sind: “Wem vertraue ich? Worauf baue ich meine Hoffnung? Wer hat die Macht?”. JESUS. Wenn das die Antwort auf diese Fragen ist, dann kann mir Angst nichts mehr anhaben. Ich bin dieser Krankheit nicht willkürlich ausgesetzt, denn Jesus hat sie unter Kontrolle. Ich darf auf jemanden vertrauen, der größer ist. Größer als Morbus Crohn. Größer als ich und mein Verständnis. Größer als dieses Leben.

In der Bibel steht: “Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden. […] Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.” (Jesaja 40, 29+31).

In den letzten 9 Jahren konnte ich immer wieder erfahren, wie wahr diese Worte doch sind. Wie Gott mir Frieden schenkt, wenn mein Herz aufgewühlt ist, mir Mut gibt, wenn ich Angst habe und mich anfeuert, wenn ich aufgeben will.

“Wenn JESUS die Antwort auf alle Deine Fragen ist, dann kann Angst Dir nichts mehr anhaben!”Egal wo du gerade stehst, egal wie dich diese Zeit mit Corona gerade beängstigt, verunsichert oder beeinflusst, lasst uns als Einheit auf Christus hoffen. Nähern wir uns ihm in dieser Zeit (in der wir sowieso viel Zeit zu Hause verbringen) neu an. Lasst uns darauf vertrauen, dass er die Kontrolle hat, dass er von Corona nicht überrascht ist und einen Plan verfolgt. Auch wenn wir diesen im Moment weder sehen noch nachvollziehen können. Und lasst uns uns gegenseitig ermutigen, miteinander für die Welt beten und ein Licht in dieser Dunkelheit sein.

“Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verlässt sich auf dich. Darum verlasst euch auf den HERRN immerdar; denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich.” (Jesaja 26, 3-4)

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Über die Autorin:
LaRa ist 24 Jahre alt. Sie hat 2 Jahre am Word of Life Bible Institut, USA, gelernt. Derzeit macht sie im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum in Berlin.

Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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Eine Antwort

  1. Bibelleser sagt:

    LaRa, ich freue mich über Deinen ersten Artikel bei bibellesewelt.de! Herzlichen Dank dafür! Ich hoffe, wir können bald noch mehr von Dir hier lesen!

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