Sieg!
Wir leben in trostlosen Zeiten. Erst die gefühlt ewig andauernde Pandemie, jetzt dieser schreckliche Krieg in der Ukraine mit, nach nur knapp 6 Wochen Dauer, vielen zerstörten Orten und Städten, zehntausenden Toten und Verletzten auf beiden Seiten sowie Millionen, zum Teil stark traumatisierten Flüchtlingen. Wenn ich die Bilder sehe – es ist einfach nur zum Heulen …
Beim Lesen in der Bibel stoße ich auf den folgenden Vers:
„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ (1. Johannes 5, 4)
Hört sich das nicht völlig unrealistisch an? Wie kann man angesichts all dieser Katastrophen von Sieg sprechen? Kann diese traurige Zeit mit all ihren Nöten und Problemen tatsächlich überwunden werden? Und wenn ja, wie soll das gehen?
Wenn wir uns den Kontext dieses Verses anschauen, dann sehen wir, dass er uns auf eine Person hinweist, auf Jesus Christus. „Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren.“1, heißt es dort.
Der christliche Glaube ist also nicht vage, unbestimmt, abgehoben oder ohne Bezug, sondern konkret und persönlich: Wenn wir unseren Glauben an Christus festmachen, dann sind wir, dann ist unser Leben fest verankert. Denn Jesus Christus ist der Fels in der Brandung, das Fundament unseres Lebens.
Wenn das unser Glaube ist, dann sind wir Kinder Gottes, „aus Gott geboren“. Auf den ersten Blick wird man uns das nicht ansehen. Aber wir sind dann nicht mehr „Kinder des Zorns“2, wie es im Epheserbrief von den Menschen heißt, die ohne Gott leben. Ja, wir sind Deutsche, Franzosen, Russen, was auch immer. Das ist und bleibt unsere weltlich-nationale Identität. Gleichzeitig ist jedoch auch mit der Neu- oder Wiedergeburt, mit dem „aus Gott geboren“, das wahr geworden, was der Apostel Paulus im Kolosserbrief schreibt: „Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes.“3
Ein anderer Aspekt ist, dass wir als gläubige Menschen nur noch „Gäste und Fremdlinge auf Erden“4 sind, also irgendwie nur auf der Durchreise. Ist das nicht eine komische Aussage? Wir sind einerseits in dieser Welt und bekommen alles mit bzw. ab, was hier so läuft. Andererseits ist das nicht unsere Heimat und schon gar nicht unser Zielbahnhof.
Aber dieses Bild erklärt auch so manches. Wir fühlen uns als Christen gelegentlich richtig zerrissen – bedrängt und verletzt im Alltag in dieser ach so trostlosen Welt und dann wieder zuversichtlich und fröhlich mit Blick auf unsere Zugehörigkeit zu unserem unerschütterlichen Gott.
Diesen Spagat gilt es – und das ist unsere Aufgabe, so lange wir hier sind – auszuhalten und positiv zu gestalten.
Was kann uns dabei helfen? Das, was wir täglich sehen und mitbekommen, über die Medien und in unserem Leben, zieht uns oft nach unten. Das ist die sichtbare Welt. Aber es gibt auch diese andere Realität, die wir nicht mit unseren Augen sehen können. Hierfür benötigen wir Offenbarungen Gottes, das, wo Gott sich selbst sichtbar macht. Und das finden wir vor allem in der Bibel.
Dort hat ER sich uns gezeigt. Dort ruft er uns zu: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“5
Dieses „Fürchte dich nicht“ hätte er sicher nicht immer wieder gesagt, wenn diese Welt nicht so wäre, wie sie eben ist. Ja, genau, diese Welt ist zum Fürchten, sie macht uns Angst und bringt uns zum Zittern. Darüber gilt es hinwegzukommen. Das schafft man nicht ein für alle Mal. Damit, das ist eine Tatsache, sind wir unser ganzes Leben beschäftigt.
Johannes nimmt das sehr ernst. Schau mal, was er uns zur Ermutigung schreibt:
„Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (5) Wer ist es aber, der die Welt überwindet, wenn nicht, der da glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist?“6
„Wir wissen: Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht, sondern wer aus Gott geboren ist, den bewahrt er und der Böse tastet ihn nicht an. (19) Wir wissen, dass wir von Gott sind, und die ganze Welt liegt im Argen.“7
Das ist Offenbarung Gottes. Das ist Gewissheit und diese Gewissheit dürfen und sollen wir uns zu eigen machen. Trotz allem „Augen-Schein“, also obwohl die Welt um uns herum und manchmal auch in uns zusammenbricht oder unterzugehen droht.
Jesus Christus fasst das so zusammen:
„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16, 33)
Aber es gibt auch einen weiteren, ganz praktischen Punkt. Gott selbst, der Glaube bzw. die Tatsache, dass wir Kinder Gottes sind, befähigt und beauftragt uns zur Liebe.8
Der Heilige Geist wirkt in uns, er verändert uns. Manchmal über längere Zeit hinweg kaum spürbar, dann aber auch wieder sehr deutlich. So befähigt er uns nach und nach immer weiter, nicht mehr nur auf uns selbst zu schauen und unsere eigenen Bedürfnisse zu sehen. Erst dadurch wird es uns immer stärker möglich Gott und unseren Nächsten wirklich zu lieben.
Gleichzeitig ist es nun aber auch unsere Aufgabe tatsächlich zu lieben oder anders gesagt Liebe zu üben. Das heißt, dass wir diese Fähigkeit zur Liebe auch anwenden und umsetzen sollen. Da geht es nicht nur um Gefühle, sondern da sind auch unser Wille und unser Handeln gefragt. Wen sollen wir lieben? Gott und unsere Mitmenschen. Die, mit denen wir in unserem Alltag, in unserer Familie, am Arbeitsplatz, wo auch immer zu tun haben. Insbesondere soll unsere Liebe unseren Glaubensgeschwistern gelten. Das alles kann oft ganz schön schwer und anstrengend sein. Schließlich haben wir ja alle so unsere Eigenheiten und eine nicht immer ganz einfache „Benutzeroberfläche“.
Aber eines ist ganz sicher: Wenn wir anfangen zu lieben, dann macht das einen Unterschied. Unsere Welt ist nicht geprägt von oder durch Liebe. Ganz im Gegenteil, wie wir gerade in besonderer Weise feststellen müssen. Doch durch unsere Liebe wird – zumindest im Kleinen – die Kälte und Lieblosigkeit dieser Welt durchbrochen. In der Dunkelheit wird dadurch ein Licht angezündet. Auch in diesem Sinne wird dann die Welt, das (Funktions-)Prinzip dieser Welt überwunden. Wenn wir also beginnen so zu leben, dann werden wir in der Tat zu „Welt-Überwindern“. Dann wird unser Glaube wirklich zum Sieg!
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1 1. Johannes 5, 1
2 vgl. Epheser 2, 3
3 Kolosser 1, 13
4 Hebräer 11, 13
5 Johannes 14, 27
6 1. Johannes 5, 4 + 5
7 ebenda Verse 18 + 19
8 vgl. 1. Johannes 5, 2 +3
Bibelverse zitiert aus:
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.
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Über den Autor:
Torsten Ratschat, geboren 1967, ist leitender Angestellter in der Stahlindustrie. Er ist verheiratet und hat 3 erwachsene Kinder.
„Gott ist immer für Überraschungen gut – in positivem Sinne – ER macht Unmögliches möglich!”