Strahlen

Lesezeit: 4 Minuten
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Manchmal ist es regelrecht erfrischend eine andere Übersetzung aufzuschlagen. Wenn ich sonntags den Online-Gottesdienst anschaue, greife ich meist zur NGÜ1, die direkt neben dem Sofa, also in Reichweite, auf dem Boden steht. So auch heute. Während der Lesung aus dem Philipperbrief ist mein Blick auf den folgenden Vers gefallen:

„Vor allem, liebe Geschwister: Freut euch darüber, dass ihr mit dem Herrn verbunden seid.“ (Philipper 3, 1)

Vor allem

„Interessant!“, dachte ich. So hatte ich diesen Vers noch nie gesehen. Viel geläufiger und durchaus sehr bekannt ist uns die Luther-Version: „Weiter, meine Brüder und Schwestern: Freut euch in dem Herrn!“

Mit dem vorangestellten „Vor allem“ setzt die NGÜ eindeutig einen etwas anderen Akzent. Anstatt lediglich ein neues Thema zu beginnen, wird hier der kommende Punkt hervorgehoben und bekommt eine ganz besondere Wertigkeit.

Es scheint fast so, als würde Paulus sagen: „Achtung, jetzt kommt das Wichtigste, dass ihr bei all dem Trubel eures Lebens auf keinen Fall vernachlässigen und vergessen dürft!“

Freuen

Kann das sein? Ruft Paulus hier etwa zum „Freuen“ auf? Ja, echt, das macht er! Der Apostel Paulus ist eben nicht nur dieser ernste, trockene, nachdenkliche, fromme, intellektuelle und lebensfremde Typ, für den ihn manche irrtümlich halten. Hier stellt er doch tatsächlich Gefühle – und dann noch positive – in den Vordergrund!

Wenn wir uns freuen können, dann wird das Leben hell. Die alltäglichen Schwierigkeiten, Sorgen und Probleme verblassen und nehmen nicht mehr diesen großen Raum ein. Die Dunkelheit der schlechten Nachrichten ist auf einmal verschwunden.

Während viele von uns im „Trübsal-Blasen“ sehr begabt sind, ist Freuen nicht gerade unsere Stärke. Manchmal blitzen solche Momente auf, aber – mal Hand auf’s Herz – verbringen wir nicht viel mehr Zeit damit, um uns über Themen Gedanken zu machen, die uns nach unten ziehen?

Den Blick nach oben …

Gut, dass der Apostel Paulus uns hier eine andere Richtung zeigt: nach oben! Gott, der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde, ist unser Vater, der seine Kinder liebt und nie im Stich lässt.

Das gilt für alle Menschen, die Gott im Glauben ihr Leben anvertraut haben. Es ist also auch für dich wahr, wenn du an Gott, den Vater, und an Jesus Christus, d.h. Gott, den Sohn und an Gott, den Heiligen Geist glaubst. Dann gehörst du zur Familie Gottes und bist mit Gott verbunden.

Was kann es Größeres geben? Welcher Umstand könnte uns eine höhere Sicherheit und Zuversicht geben? Und, worüber könnten wir uns mehr freuen?

… in den Alltag einbauen

Ja, genau darum geht es! Wir sollen uns darüber freuen, dass wir zum lebendigen Gott gehören. Nicht nur einmal im Jahr, an einem Feiertag oder sonntags während des Gottesdienstes. Nein, sondern es gilt den Blick nach oben, das Freuen im Herrn, d.h. über Gott und unsere Beziehung zu ihm, in unseren Alltag einzubauen.

Aber, wie kann das gelingen? Ich denke, dafür gibt es kein Patentrezept. Wir sind unterschiedlich. Jeder von uns ist einmalig. Und das ist super-gut und in Ordnung so! Trotzdem, bei aller Unterschiedlichkeit ist es sicher ein guter Ansatz, wenn wir überlegen, wie wir dem Lesen in der Bibel, dem Nachdenken über Gott, dem Reden mit Gott und der Gemeinschaft mit anderen Christen in unserem ganz normalen Tages- und Wochenablauf Platz einräumen können. Wenn uns das gut gelingt, werden sich auch immer wieder diese „Freu-Momente“, von denen der Apostel Paulus den Philippern schreibt, einstellen. Beinahe automatisch.

Darüber hinaus kann ich dann auch ganz gezielt nach solchen „Glückszeiten“ suchen und Ausschau halten. Natürlich – das erfordert in gewisser Weise Disziplin und Ausdauer. Gute Gewohnheiten ergeben sich leider nicht von selbst.

Die Aufforderung des Paulus beinhalten daher aus meiner Sicht Folgendes:

  1. Eine Entscheidung: Ich muss die Anweisung von Paulus ernst nehmen, sie annehmen und mich bewusst dafür entscheiden.
  2. Vorbereitung: Ich muss mir in Ruhe über meinen Alltag Gedanken machen. Wie läuft es normalerweise? Wie und an welcher Stelle sollte ich etwas verändern? Auf welche Art und Weise könnte ich mir Zeit schaffen, um z.B. in der Bibel zu lesen oder zu beten? Wann könnte ich – anstatt vielleicht trüben Gedanken nachzuhängen – besser einmal bewusst über Gott und seine großen Werke nachdenken?
  3. Die Umsetzung: Hierbei gilt es dran zu bleiben und nicht direkt – nach dem Motto „Das schaffe ich eh nicht!“ – aufzugeben. Gott möchte mir dabei helfen. Deswegen darf ich ihn auch immer wieder bitten, dass er mir die Motivation, die Ausdauer und die Freude am Leben in der Gemeinschaft mit IHM schenkt.

Nochmal: Sich über Gott, seine Werke und das Leben mit IHM freuen zu können, ist ein wunderbarer Gewinn. Dies tut nicht nur unserem Geist, unserer Seele und unserem Körper gut, sondern wird darüber hinaus eine große und herrliche Ausstrahlwirkung entfalten. Und das ist sicher aller Mühe und Anstrengung wert!


1 Neue Genfer Übersetzung

Bibelverse zitiert aus:
Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen
Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft
Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.


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Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Gottes Plan beinhaltet, dass mit unbekannten Leuten an unwichtigen Plätzen zu belanglosen Zeiten etwas ganz Großartiges und Wunderbares geschieht.“

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