Mittendrin

Lesezeit: 4 Minuten
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Im Labyrinth

Hast du dich in deinem Leben und Glauben schon mal festgebissen, nicht mehr los gelassen und am Ende so richtig verkämpft? Sich das einzugestehen ist nicht einfach. Das erfordert sich selbst kritisch zu hinterfragen, den Mut zu seinem Versagen zu stehen und den Willen etwas zu verändern.

Doch es lohnt sich darüber nachzudenken und sich dem zu stellen. Denn wenn wir uns von der Hauptsache ablenken lassen, dann sind wir plötzlich nicht mehr mittendrin. Wir befinden uns auf einmal im Labyrinth der vielen Nebenstraßen und Feldwege, die kein Ende zu finden scheinen und unser Leben unversehens prägen und bestimmen. Ach, was das oft viel Kraft und Zeit kostet!

Reibereien

Als Paulus der Gemeinde in Rom schrieb, gab es dort all diese Fragen über das Essen. Was durfte zu sich genommen werden und was sollte unbedingt vermieden werden? Darüber wurde geredet, diskutiert und gestritten. Ohne es richtig zu bemerken, war es nach und nach zu DEM alles beherrschenden Thema geworden und hatte zu Gräben und Spaltungen in der Gemeinde geführt.

Unglaublich, nicht wahr? Als ob es nichts Wichtigeres geben würde!

Wie dieses Thema von den Mitgliedern der Gemeinde behandelt wurde, lässt tief blicken. Diejenigen, die unsicher und ängstlich waren und deswegen lieber auf das Essen von Fleisch verzichteten, wurden von den anderen nicht ernst genommen, belächelt oder sogar verachtet.1 Diese von Paulus so genannten Schwachen im Glauben hingegen beargwöhnten die Geschwister, die die innere Freiheit hatten alles zu essen, und verurteilten sie – bis dahin, dass sie ihnen den Glauben absprachen.2

Reich Gottes

Über diese Streitereien hatten sie offensichtlich das Wesentliche aus den Augen verloren. Mich beeindruckt, wie Paulus das in diesem einen Satz auf den Punkt bringt:

„Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Römer 14, 17)

Das, was im Fokus steht, ist das Reich Gottes, sein Herrschaftsbereich, dort wo Gott regiert. Das ist das Wichtigste. Als Christen gehören wir dazu, wir sind Mitbürger in diesem Königreich. Nicht weil wir so toll sind und wir uns das durch einen tadellosen Lebenswandel verdient haben, sondern weil Gott es so wollte. In Kolosser 1, 13 f. heißt es:

„Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes, (14) in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden.“

Paulus beschreibt das Reich Gottes mit drei Begriffen: Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Es steht völlig im Gegensatz zu der Macht der Finsternis, unter der wir früher, als wir noch keine Christen waren, standen. Damals waren wir ohne Hoffnung, beschmutzt durch Schuld und Sünden, verloren, getrieben von unserer Lust und Gier, in völliger Dunkelheit und getrennt von Gott.

Im Wortlaut wird dieser furchtbare Zustand so beschrieben:

„Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, (2) in denen ihr früher gewandelt seid nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. (3) Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Vernunft und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern.“ (Epheser 2, 1 – 3)

Alleine kann sich keiner aus dieser schlimmen Lage befreien und in das Reich Gottes kommen. Die Gerechtigkeit, mit der der Apostel das Reich Gottes charakterisiert, kann also nicht unsere Gerechtigkeit sein, „denn durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch vor ihm gerecht sein.“3

3 wichtige Begriffe

Römer 5, 1 – 2 drückt den Inhalt von Römer 14, 17 sehr schön mit anderen Worten aus: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. (2) Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird.“

Da sind sie wieder die drei Begriffe: Gerechtigkeit, Friede und Freude, wobei die Freude hier durch das Wort „rühmen“ ausgedrückt wird. Gott schenkt Glauben, Vergebung und verleiht Gerechtigkeit. Durch Jesus können wir Frieden mit Gott haben. Als gläubige Christen rühmen wir uns nicht selbst, unsere Fähigkeiten und Verdienste. Das ist hier nicht gemeint. Ganz und gar nicht. Dieses Rühmen soll das Loben und die überschwängliche Freude über die wunderbare und herrliche Perspektive beschreiben, die Gott uns schenkt.

Das Reich Gottes – begreifen wir nun dessen Größe und Herrlichkeit? Verstehen wir jetzt, welch großes Privileg wir haben, davon zu profitieren, ja Teil von diesem Reich zu sein?

Wir müssen aufhören so kleinteilig und kleinkariert unterwegs zu sein. Natürlich, Details sind manchmal sehr wichtig. Das gebe ich zu. Aber wenn wir immer nur in den Krümmeln herumstochern und uns über Haare in der Suppe streiten, wird uns das, was der HERR uns schenken möchte, nicht schmecken und wir verpassen irgendwie die Hauptsache. Wir sind Königskinder in Gottes Reich, einem ewigen Reich, das geprägt ist durch Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Lass uns bitte anfangen in diesem Bewusstsein zu leben – jeden neuen Tag, mittendrin im Reich Gottes!


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1 vgl. Römer 14, 1 + 3 + 10
2 vgl. Römer 14, 3 + 4 + 10
3 Römer 3, 20

Bibelverse zitiert aus:
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die Verwendung des Textes erfolgt mit Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft.


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Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Gottes Plan beinhaltet, dass mit unbekannten Leuten an unwichtigen Plätzen zu belanglosen Zeiten etwas ganz Großartiges und Wunderbares geschieht.“

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Eine Antwort

  1. Romer Günter sagt:

    Vielen Dank für die sehr tiefsinnigen und zutreffenden Gedanken.
    Günter

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