Voll verrissen!

Lesezeit: 4 Minuten

Schon wieder

Gestern ist es passiert. Wieder einmal. Vielleicht geht es dir genauso. Du kennst deine Schwachpunkte. Da wo du schnell mal in‘s Stolpern kommst. Du hast dir schon viele Male vorgenommen aufzupassen.

Und dann kommt eine Situation, in der dieses Verhalten, das du selbst so verabscheust, bei dir ganz automatisch, wie in einem Programm, abläuft. Eben wie immer – voll daneben!

Wie‘s sich anfühlt

Blöderweise gehen mir immer erst danach die Augen auf. Dann, wenn es zu spät ist. Wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“.

Kennst du dieses Gefühl? Dein Gewissen meldet sich und nagt langsam, aber gründlich an dir herum. Du versuchst noch, alle möglichen Entschuldigungen für dein Verhalten zu finden, obwohl du genau in diesem Moment eigentlich schon weißt, dass du gerade voll versagt hast.

Du bist ganz zerknirscht. Und du spürst, was du bist: ein Vollpfosten, ein Total-Versager!

Am Feuer

Ich muss gerade an Petrus denken. Als er in dieser besonderen Nacht im Hof des Hohenpriesters steht.1 Und sich mit den anderen am Feuer wärmt. Während Jesus drinnen gerade verhört wird. Wie er immer wieder angesprochen wird: „Du bist auch aus Galiläa. Du warst doch auch mit ihm.“

Ich sehe Petrus vor mir, als er bei diesen Worten innerlich zusammenzuckt. Der wunde Punkt ist getroffen. Jetzt muss er sich „outen“. Oder eben nicht.

Und Petrus entscheidet sich für das „Besser-nicht“. Das sprudelt ganz automatisch aus ihm heraus. Er braucht nicht lange darüber nachzudenken. Das kommt wie auf Knopfdruck. Und läuft ab wie ein Programm.

„Na, das kann ja mal passieren.“, denke ich. – – – Blöd nur, das es direkt drei Mal hintereinander so geht.

Der Moment, als sich Jesus dann umdreht und ihn ansieht, muss schrecklich für Petrus sein. Ihre Blicke treffen sich. Und Petrus weiß sofort, dass ER es auch weiß …

Eine rote Markierung

Wie komme ich eigentlich darauf? Vorhin hat mich ein Vers in der Bibel angesprochen. Und ich habe ihn gleich mit einem roten Buntstift markiert. „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dann umkehrst, so stärke deine Brüder.“, steht da in Lukas 22, 32.

Es ist so toll zu sehen, wie Jesus ist. Wie Jesus den Durchblick hat. Und wie er Petrus auf das, was vor ihm liegt, vorbereitet. Lies mal die Verse 31 bis 34.

Ist das nicht der Hammer? Jesus teilt Petrus mit, dass Satan die Jünger so richtig in die Mangel nehmen wird.

Gleichzeitig stellt sich Jesus im Gebet hinter Petrus. Und gibt ihm einen Ausblick über den Moment des Versagens hinaus. Das ist großartig! Jesus weiß in diesem Augenblick bereits, dass Petrus es „versemmeln“ wird. Dass er ihn verraten wird. Doch Jesus hat schon für ihn gebetet.

Was ist der Inhalt dieses Gebets? Jesus hat für den Glauben von Petrus gebetet. Nicht, dass dieser Glaube entsteht. Nein, Petrus glaubt ja schon! Aber, dass dieser Glaube des Petrus nicht aufhört. Dass Petrus ihn nicht über Bord wirft. Damit Petrus durch sein Versagen und Verzweifeln nicht völlig vom Glauben abkommt. Darum geht es.

Gebete für dich

Hast du gesehen, mit welcher Gewissheit Jesus spricht. „Und wenn du dann umkehrst, …“. Da gibt es keine Befürchtungen, kein Hin-und-her-Schwanken. Jesus hat hier überhaupt keine Zweifel.

Und wenn du dann umkehrst, so stärke deine Brüder.“ Das ist stark! „Ich habe einen Auftrag für dich.“, heißt das doch. „Sobald du umgekehrt bist, fängst du bitte damit an!“ Da bleibt mir beinahe der Mund offen stehen.

Und wie reagiert Petrus? Er bläst sich voll auf. „Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.“2 Das ist unglaublich. Wie kann der bloß solche Sprüche klopfen!

Vorsicht – sind wir nicht manchmal genauso unterwegs? Voller Selbstüberschätzung und ohne richtig nachzudenken.

Trotzdem, oder gerade deswegen: Ist das nicht klasse, wie Jesus hier mit Petrus umgeht?

Ein himmlisches Konzept

Gott hat einen Plan für uns. Und zu diesem Plan gehört auch unser Versagen. Auch uns Christen werden Sachen misslingen und wir werden in unserem Leben vermutlich manches so richtig vor die Wand fahren, voll „verreißen“.

Drei Punkte darfst du dann nicht vergessen.

Der erste ist: Jesus hat dich im Blick! Er ist dabei und schaut dich an. Das wird dich treffen und dir wehtun. Aber er sieht dich nicht mit diesen „Ich-hab‘s-doch-gleich-gesagt-Augen“ an. Er macht dir keine Vorwürfe und Vorhaltungen. Er ist einfach da und leidet mit.

Der zweite Punkt ist, dass Jesus für dich bittet. Wir haben gerade Himmelfahrt gefeiert. Jesus sitzt jetzt nicht nur einfach irgendwo da oben herum. Nein, er tritt beim Vater für dich ein.3 Als Christ bist du wie ein Brandscheid, der aus dem Feuer gerettet ist. Satan verklagt dich vor Gott. Aber er kann dir nichts anhaben.4

Ein dritter Gedanke ist, dass Gott noch etwas mit dir vorhat. Er will dich gebrauchen. Er hat noch einen Auftrag für dich. Ich weiß nicht, was es ist. Du vermutlich auch nicht. Aber ER weiß es. Vielleicht nur eine kleine Sache. Aber mit göttlicher Wirkung. Und deswegen ist es ein großes Ding!

Das große Ziel

Zusammenfassend ist mir eins wichtig: Ja, auch als Christen werden wir manches Mal scheitern. Wir werden Dinge „verbocken“. Immer wieder. Aber Gott gebraucht unser Versagen. Ja, du hast richtig gelesen! Er nutzt es. Wozu? Um uns zu verändern. Um uns zu formen. Jesus bereitet uns auf etwas vor. Auf etwas ganz Großes. Durch seine Gnade. Auf die Ewigkeit. In seiner Barmherzigkeit. Für seine neue Welt.


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Zur Vertiefung und Ermutigung: Sacharja 3 und Philipper 1, 6

1 vgl., auch zum Folgenden, Lukas 22, 54 – 62
2 Lukas 22, 33
3 vgl. 1. Johannes 2, 1; Hebräer 7, 25; Römer 8, 34
4 vgl. Sacharja 3, 1 ff.

Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart


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Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Allein die Tatsache, dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, sollte uns motivieren neugierig zu werden und uns mit ihr zu beschäftigen.“

„Gott will, dass dein Leben gelingt! Dies zu entdecken wird das Beste sein, was dir je passieren kann!“

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