Der dreieinige Gott
Die Christen glauben an einen dreieinigen Gott.1 Sie sprechen von dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Das Wort „Dreieinigkeit“ verwenden die Autoren der Heiligen Schrift nicht. Dennoch ist die Dreieinigkeit für den christlichen Glauben sehr wichtig. Das Konzept der Dreieinigkeit, die auch Dreifaltigkeit oder Trinität genannt wird, ist zunächst irritierend. Glauben Christen etwa an drei Götter? Es heißt doch im ersten der zehn Gebote, dass die Gläubigen neben Gott, dem HERRN, keine weiteren Götter haben sollen!2
Was bedeutet die Dreieinigkeit also? Obwohl gedanklich kaum zu fassen, gehen Christen nicht von drei verschiedenen Göttern, sondern von der Wesenseinheit Gottes in den drei Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist aus. Sie betonen damit die Unterschiedlichkeit der Personen, aber gleichzeitig auch die Unauflösbarkeit ihrer Einheit.
Eine alte Diskussion
Über dieses Thema wurde in der Kirche bereits sehr früh kontrovers diskutiert. Durch inhaltliche Auseinandersetzungen entstanden in der christlichen Kirche verschiedene Bekenntnisschriften, in denen die wesentlichen Glaubenssätze des Christentums festgehalten wurden. Das Athanasische Glaubensbekenntnis ist zum Beispiel in Bezug auf die obige Fragestellung sehr lesenswert, weil in ihm die Dreieinigkeitslehre ausführlich behandelt wird.3
Im sogenannten Westminster Bekenntnis von 1647 heißt es zur Dreieinigkeit: „In der Einheit der Gottheit sind drei Personen mit einem Wesen, einer Macht und Ewigkeit, Gott, der Vater, Gott, der Sohn, und Gott, der Heilige Geist. Der Vater ist von niemandem geboren noch ausgegangen; der Sohn ist ewig vom Vater geboren; der Heilige Geist geht ewig vom Vater und vom Sohn aus.“4 Kurz gesagt: Es gibt nur einen Gott. „Er existiert seit Ewigkeit in den drei Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist.“5
Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (Matth. 28, 19)
Nach der Bibel haben sowohl der Vater, als auch der Sohn und der Heilige Geist die göttlichen Eigenschaften, wie z.B. Allmächtigkeit, Allwissenheit, Allgegenwärtigkeit, Souveränität, göttliche Herrlichkeit und Liebe sowie Vollkommenheit, Ewigkeit, Unwandelbarkeit und Heiligkeit.
Wichtige Fundstellen
Die gleichzeitige Erwähnung der Personen der Dreieinigkeit finden wir in bekannten und weniger geläufigen Versen des Neuen Testamentes, dem zweiten Teil der Bibel:
- Ein Beispiel hierfür ist die Ankündigung der Geburt Jesu, des Gottessohnes.6 Der von Gott gesendete Engel Gabriel teilt Maria mit, dass die Kraft des Höchsten sie überschatten und sie schwanger werden wird. Diese Kraft Gottes wird angewendet durch den Heiligen Geist, der über sie kommt.
- Ein besonders prominentes Vorkommen der Dreieinigkeit ist die als „Missionsbefehl“ oder „Taufanordnung“ bekannte Aussage Jesu in Matthäus 28, Vers 19.7
- Eindrücklich ist zudem, wie bei Jesu eigener Taufe der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn herabkommt. Eine Stimme spricht aus dem Himmel: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“8
… auch im Alten Testament
Die Trinität Gottes begegnet uns jedoch auch im Alten Testament. Schon bei der Schöpfungsgeschichte finden wir deutliche Hinweise:
- „Am Anfang schuf Gott …“9
- „ … und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“10
- „Und Gott sprach …“.11 Dabei müssen wir wissen, dass Jesus Christus im 1. Kapitel des Johannesevangeliums als das „Wort“ vorgestellt wird, durch das alles gemacht, d.h. erschaffen ist.12
- Der Satz „Lasset uns Menschen machen …“13 steht im Plural.
In der Bibel erleben wir den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist in unterschiedlichen Rollen:
- Der Vater ist der Schöpfer, der alles geplant bzw. vorherbestimmt hat. Die Berichte des Alten Testaments handeln insbesondere von seinem Handeln in der Geschichte des Volkes Israel. In den Psalmen und Gebeten der Propheten, Könige und Gottesmänner wird er für seine Größe, Allmacht, Gnade und Barmherzigkeit gelobt und angebetet.
- Im Sohn ist Gott Mensch geworden und uns nahe gekommen.14 Er wurde in diese Welt hineingeboren, hat unter uns Menschen gelebt und ist am Kreuz gestorben. Mit seinem Leben und Wirken befassen sich vor allem die vier Evangelien im Neuen Testament. Dies werden wir uns in weiteren Beiträgen noch genauer ansehen.
- In der Apostelgeschichte wird ausführlich über die außergewöhnlichen Taten des Heiligen Geistes unter den ersten Christen berichtet. Mit seinen Aufgaben und seinem besonderen Part werden wir uns ebenfalls noch befassen.
Zur weiteren Beschäftigung mit diesem Thema sind auch die folgenden Artikel sicher interessant:
Der K(r)ampf um die Dreieinigkeit (Dieser Artikel vertieft in besonderer Weise das Thema “Dreieinigkeit” und die Diskussion darüber)
Jesus – Gott oder Mensch? (1)
Jesus – Gott oder Mensch? (2)
Jesus – Gott oder Mensch? (3)
Was ist der Heilige Geist?
Zur Vertiefung
- Was beinhaltet die Lehre von der Dreieinigkeit? Was findest du daran schwierig? Welche Bibelstellen sind in diesem Zusammenhang wichtig? Warum ist die Lehre der Dreieinigkeit, obwohl der Begriff in der Bibel nicht verwendet wird, für Christen von so großer Bedeutung? Wie unterscheidet sich der Glaube der Christen damit vom Glauben der Juden, der Moslems oder der Zeugen Jehovas?
- Wer ist laut der Bibel bei der Schöpfungsgeschichte aktiv? Gott, der Vater, Gott, der Sohn oder der Heilige Geist? Welche unterschiedlichen Rollen haben Gott, der Vater und Gott, der Sohn grundsätzlich? Sind die drei Personen der Dreieinigkeit gleich wichtig und gleichwertig?
1 zur Vertiefung vgl. Lloyd-Jones 2000: Gott der Vater. Friedberg: 3L Verlag. Seite 106 – 115.
2 vgl. 2. Mose 20, 3 sowie 5. Mose 6, 4: „ … der HERR ist einer.“
3 Entstehung 4. – 6. Jhd. n. Chr.; siehe z.B. Athanasisches Glaubensbekenntnis 2019; Verfügbar unter: >>http://www.was-christen-glauben.info/athanasisches-glaubensbekenntnis/<< [Letzter Aufruf: 11.09.2019]
4 Schirrmacher 2019: Das Westminster Bekenntnis von 1647. in: Schirrmacher, Thomas (Hrsg.): Der evangelische Glaube kompakt; Verfügbar unter: >>https://soulshappiness.files.wordpress.com/2007/10/westminster_bekenntnis.pdf<< [Letzter Aufruf: 11.09.2019]. Seite 13, Artikel 2.3. Dreieinigkeit.
5 ERF 2019: Trinität: Die unlösbare Gleichung. Verfügbar unter: >>https://www.erf.de/glaubens-faq/trinitaet-die-unloesbare-gleichung/33618-59?cat=10&view=all&reset=1>> [Letzter Aufruf: 10.09.2019]
6 vgl. Lukas 1, 26 – 38
7 „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Matthäus 28, 19)
8 vgl. Matthäus 3, 16 + 17
9 1. Mose 1, 1
10 1. Mose 1, 2
11 (z.B. 1. Mose 1 Verse 3, 6, 9, 11 usw.)
12 vgl. Johannes 1, 1 – 3 in Verbindung mit Kolosser 1, 16 u. Hebräer 1, 2
13 1. Mose 1, 26
14 Matthäus 1, 23 in Verbindung mit Jesaja 7, 14; Immanuel = Gott mit uns
Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
[Dieser Beitrag befindet sich auch in dem Buch “Gefunden! Glauben. Leben. Hoffnung.” siehe auch bibelesewelt.de/buecher/ ]