Le souffle sur la vallée

Lesezeit: 6 Minuten

(französisch; Der Hauch/Atem über dem Tal)

Der Atem Gottes

… wehte über dem entlegenen, schneebedeckten Tal und brachte ihnen für einen Moment des Staunens den Himmel auf die Erde …

Blick über das Vallée des Ponts

Die Perle der Voralpen

Die erste Woche unserer Sommerreise ging recht gemütlich zu Ende. Es war eigentlich so wie in jedem Jahr. Wir hatten lediglich noch zwei schöne Tagesausflüge auf dem Programm.

Einer führte uns nach Solothurn, wo wir unter anderem in der Theatergasse bei dem angeblich besten Imbiss der Stadt zu Gast waren. Meine Frau war auch sehr angetan, während ich bei dieser Ansage einen besonderen „Kick“ von dem dargebotenen Pitta-Gericht erwartet hätte, den ich dann allerdings nicht verspürte. Gut war es, ehrlich gesagt, aber trotzdem.

Bieltor in Solothurn

Ansonsten war das unbeschwerte Flanieren durch die Altstadt und an beiden Ufern der Aare genau das Richtige, was wir nach mehr als vier Monaten selbstauferlegter Zurückhaltung in Bezug auf Besuche von Innenstädten und Einkaufsmeilen gebraucht hatten. Es waren halt immer noch Corona-Zeiten …

Blick über die Aare in Richtung Altstadt von Solothurn

Für unsere Kusine aus Fribourg hatten wir uns in diesem Jahr etwas Besonderes ausgedacht: einen Ausflug zum Schwarzsee. Dieser Ort ist wirklich eine Perle der Schweizer Voralpen und jeden Kilometer wert, den man bis dahin zurücklegen muss.

Schwarzsee, Kanton Fribourg

Bei aller Idylle konnten wir jedoch mit Staunen feststellen, welche Naturgewalten sich auch an solchen Plätzen zeigen können. Einige Tage zuvor hatte es ein großes Unwetter gegeben und ein kleiner Bach war zu einem reißenden Strom geworden, der Erde, Geröll, Äste und ganze Bäume mit sich steil talabwärts gerissen und eine große Schneise der Verwüstung hinterlassen hatte.

Bach am Schwarzsee

Während unser Urlaub sich also erwartungsgemäß in ruhigen Bahnen entwickelt hatte, waren die Ereignisse, die sich vor mehr als 180 Jahren in der Nähe des Lac de Neuchâtel abgespielt hatten, weit spektakulärer und im Übrigen auch von erheblich weitreichenderer Bedeutung als das Unwetter am Schwarzsee.

Verloren

“Der Wind weht, wo er will. Du hörst zwar sein Rauschen, aber woher er kommt und wohin er geht, weißt du nicht.”
(Johannes 3, 8, LU)

Am frühen Abend des 11. Februar 1838 machte sich eine junge gläubige Frau, Heloïse Sandoz, mit ihrem Bruder Alfred auf den Rückweg von einem Treffen in Couvet nach Hause. Es lag viel Schnee, das Wetter war ungemütlich und kalt. Die etwa 15 km lange Strecke bis nach Les Ponts-de-Martel wurde dann zu einem Alptraum.

Als die Beiden im Vallée des Ponts ankamen, gerieten sie inmitten des Marais Rouge, eines ausgedehnten Moorgebietes, in einen heftigen Schneesturm. Die Geschwister kamen in der dunklen Nacht, die zwischenzeitlich eingebrochen war, und dem wilden Schneegestöber von ihrem Weg ab, verloren völlig die Orientierung und verirrten sich in dem vereisten und sumpfigen Gelände. Ihre Lage war hoffnungslos und zum Verzweifeln und die jungen Leute gaben ihr Schicksal in Gottes Hand.

Das Wunder von Les Ponts

Die Eltern und Freunde in Les Ponts-de-Martel machten sich mittlerweile große Sorgen. Schließlich war es bereits nach Mitternacht und die beiden Geschwister waren immer noch nicht zurück. Kurzentschlossen machten sie sich auf die Suche. Am Ortsrand trafen sie dann auf die völlig erschöpften und durchgefrorenen Vermissten, konnten sie glücklich in ihre Arme nehmen und nach Hause geleiten. Auf wundersame Weise hatten sie doch noch den Weg aus dem unwegsamen Moor gefunden …

Erweckung

Nachdem sie sich daheim wieder etwas aufgewärmt hatten, fiel Heloïse auf ihre Knie und bete zu Gott. Dieses Gebet sollte das Leben eines ganzen Dorfes für immer verändern.

Die Anwesenden berichteten später übereinstimmend, dass sie nie zuvor Zeuge eines solchen Augenblickes gewesen waren. Die junge Frau betete mit solch einer Dankbarkeit und Leidenschaft – auch für die Errettung der umstehenden jungen Leute – , dass sie, auch für die anderen deutlich wahrnehmbar, den Himmel auf die Erde herabholte. Der Heilige Geist wirkte in diesem Moment mit Vollmacht und hinterließ so einen tiefen und bewegenden Eindruck auf alle, die dabei waren.

Die Nachricht der nächtlichen Ereignisse ging bereits bei Anbruch des Tages wie ein Lauffeuer durch das Dorf. Die jungen Leute trafen sich ab diesem Zeitpunkt so oft wie möglich, um zu beten, christliche Lieder zu singen und gemeinsam in der Bibel zu lesen. Sie verspürten ein großes Bedürfnis danach, Gemeinschaft untereinander und mit ihrem Heiland und Retter zu haben.

Die Freude darüber und ihre Lieder nahmen sie mit in ihren Alltag. Dieses Licht strahlte in den Ort und die nähere Umgebung und zog die Menschen an. So wurde der Kreis der Teilnehmer an den Versammlungen, die nun regelmäßig stattfanden, beständig größer. Leute, die zunächst nur aus Neugierde kamen, um auch einmal diese „himmlischen Gebete“ zu hören, wurden, vom Heiligen Geist überwältigt, zu Nachfolgern des Gekreuzigten.

Geistliche Fußabdrücke

In Les Ponts-de-Martel setzten sich diese christlichen Laien-Versammlungen beinahe 80 Jahre bis 1915 fort und formten und prägten die geistliche Entwicklung der Gegend bis in unsere Tage. Viele Menschen bekehrten sich in dieser Zeit und die Ereignisse des 11. Februar 1838 haben nicht nur ihren festen Platz in den Geschichtsbüchern und Jubiläumsschriften1 der Region, sondern auch in so manchen Herzen der heutigen Bürger des Dorfes.

Als ich das erste Mal vor etwa 30 Jahren in diesen Ort kam, gab es neben der Reformierten Kirche noch mindestens vier weitere christliche Versammlungen und Gemeinden. Und das bei nur etwa 1.200 Einwohnern!

Zwischenzeitlich ist aber leider auch dort die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft und der Rückgang des Christentums deutlich spürbar.

Begeisterung

Warum erzähle ich die Geschichte dieses an sich völlig unbedeutenden Ortes?

Weil sie – und davon bin ich überzeugt – Teil des uralten Planes Gottes ist, von dem ich in meinem letzten Beitrag (Das Grollen des Himmels) begonnen hatte zu berichten.

Dieser Plan beinhaltet, dass mit unbekannten Leuten an unwichtigen Plätzen zu belanglosen Zeiten etwas ganz Großartiges und Wunderbares geschieht.

Dies schildert der Apostel Petrus so:

„Eure Erwählung entspricht dem Plan, den Gott, der Vater, schon vor aller Zeit gefasst hat – dem Plan, euch durch das Wirken seines Geistes zu seinem heiligen Volk zu machen, zu Menschen, die sich Jesus Christus im Gehorsam unterstellen und durch sein Blut von aller Schuld gereinigt werden.“
(1.Petrusbrief 1, 2, NGÜ)

Die heilige Dreieinigkeit in Aktion

An diesem Plan sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist beteiligt. Gott, der Vater hat ihn vor Grundlegung der Welt entworfen. Jesus Christus hat durch sein Sterben am Kreuz und durch seine Auferstehung die Voraussetzungen für die Umsetzung dieses Vorhaben geschaffen, während dem Heiligen Geist die Aufgabe zugefallen ist, den Plan in die Tat umzusetzen.

Der Heilige Geist wirkt an Menschen und sondert sie dazu aus, um sie zu Gottes heiligem Volk zu machen, zu Nachfolgern von Jesus Christus, der ihre Schuld an das Kreuz getragen und mit seinem Leben für dafür bezahlt hat. Wozu? Damit ein Leben und eine Beziehung mit dem heiligen und reinen Gott wieder möglich ist.

Und genau das begann zu passieren in dieser denkwürdigen Nacht im Winter des Jahres 1838 mitten in einem Schneesturm. Der allmächtige Gott, der Erschaffer des Himmels und der Erde, hatte sich über einem unbedeutenden junge Geschwisterpaar in einer ausweglosen Lage erbarmt, um seinen Namen in einem verlorenen Winkel der Schweiz groß zu machen. Ist das nicht fantastisch?

… auch heute noch

Die gute Nachricht ist: ER hat damit nicht aufgehört!

Der große und souveräne Gott ist auch in unserer Zeit unterwegs, um sich über Menschen zu erbarmen und damit seinen Plan umzusetzen.

Gibt es also einen Anlass zu verzagen und das Suchen nach diesem Gott aufzugeben? Nein! Solange Gott dabei ist, sein Vorhaben zu vollenden gibt es noch Hoffnung. Für uns, für unser Umfeld, für Menschen auf der ganzen Welt.

Oder aber – und das wünsche ich dir – du kannst bereits dieses barmherzige Eingreifen Gottes und seine Zuwendung zu dir bekennen und bezeugen. Dann hast du allen Grund dich zu freuen. Weil auch du Teil dieses großartigen Planes Gottes bist!


1 Der ausführliche Bericht dieser Ereignissse von Samuel Robert, Pastor und Sohn von Alexandre Robert und Heloïse Sandoz, von 1882 ist erschienen in: Gyger, Thomas (Hrsg.) (2013): Un souffle sur la vallée: Le Réveil des Ponts-de-Martel à l’épreuve du temps. Les Ponts-de-Martel: Editions de La Talwogne

Bibelverse zitiert aus:
Neue Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen
Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft
und
Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart


Diesen Artikel gibt es übrigens auch in unserer neuen bibellesewelt.de-Veröffentlichung “zum Anfassen”:

Die weiteren Beiträge der Serie “entdeckt.” findest du hier:
Eine Sommerreise
Das Grollen des Himmels

Mit folgenden Artikeln geht es weiter:
Gottes Plan
unvergänglich
Alles Gnade
In Not alles gut?
Orientierung
Stopp es!
Der Sauhund
Seid heilig!
unbestechlich
100 %-Vertrauen


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Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Allein die Tatsache, dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, sollte uns motivieren neugierig zu werden und uns mit ihr zu beschäftigen.“

„Gott will, dass dein Leben gelingt! Dies zu entdecken wird das Beste sein, was dir je passieren kann!“

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Eine Antwort

  1. bibelleser sagt:

    Ruth H.: Danke für den tollen Artikel! Die Geschichte aus dem Schweizer Dorf berührt mich. Dein Spruch: „Dieser (Gottes) Plan beinhaltet, dass mit unbekannten Leuten…“ ist so gut, dass viele Menschen ihn lesen sollten..:

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