erleuchtet

Lesezeit: 6 Minuten

In dem Artikel “Lebendig” hatten wir gesehen, dass Gott Menschen geistliches Leben schenkt. Das bringt sie in eine neue Position, die es wert ist, dass wir uns das im Folgenden noch genauer betrachten.

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„Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in sei­ner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, (5) auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet –; (6) und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus …“
(Epheser 2, 4 – 6)

Licht des Lebens

Geistlich tot zu sein bedeutet auch in der Dunkel­heit zu leben. Nichts zu wissen von Gott. Ohne Gott zu sein. Nicht zu erkennen, dass es Gott gibt, dass Gott ein lebendiger Gott ist. Der Teufel hat den Sinn der Ungläubigen verblen­det. Sie können das Licht des Evangeliums, der gu­ten Nachricht nicht se­hen.1

Christus ist das Licht, das die Menschen er­leuchtet.2 Indem Gott die Christen in Ephe­sus le­bendig gemacht hat, hat er, wie er das bei allen, die zum Glauben kommen, tut, „einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung ent­stünde zur Er­kenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“3

Gott verschafft dem Menschen also erst die Fähig­keit, ihn zu erkennen. Plötzlich kann ein Mensch die Wahrheit über sich selbst, über Gott und seinen Sohn Jesus Christus sehen und wahrnehmen. Es wird ihm nun deutlich, in wel­chem Zustand – blind und in Finsternis gegenüber Gott – er vorher gewesen ist. Nun kann er die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus ausmachen und betrachten. „Er (Gott) hat uns erret­tet aus der Macht der Finsternis und hat uns ver­setzt in das Reich seines geliebten Sohnes“.4 So ha­ben die Christen in Ephesus das Licht des Lebens bekom­men!

begraben

Um die Ausführungen von Paulus an dieser Stelle im Epheserbrief besser zu verstehen, müssen wir nun noch einmal kurz in die Biographie von Jesus Christus springen.

Nachdem Jesus am Kreuz gestorben ist, geht Josef von Arimat­häa, ein Mitglied des Hohen Rates, zum Statthal­ter Pilatus. Er bittet ihn um den Leichnam Jesu. „Ist er schon gestor­ben?“, wundert sich Pilatus und lässt den Haupt­mann zu sich rufen. Der Hauptmann kommt und muss Pi­latus ge­nauestens Bericht erstat­ten. Dann überlässt Pila­tus Josef von Arimathäa den Leichnam Jesu.

Mit Hilfe von Nikode­mus nimmt Josef den Toten vom Kreuz. Sie behand­eln den Körper mit hundert Pfund einer Salbenmi­schung und wickeln ihn in Leinentücher. Dann bestatten sie Je­sus in einem frischen Felsengrab in einem nahegele­genen Garten und wälzen einen großen Stein vor die Öff­nung des Grabes.5

Die führenden Männer der Ju­den erin­nern sich, dass Jesus gesagt hatte, er werde am dritten Tag von den Toten auferstehen. Sie be­fürchten einen Be­trug. Der Leib Jesu könnte von sei­nen Jüngern gestohlen werden, damit sie im An­schluss behaupten können, dass Jesus tatsächl­ich auf­erweckt worden ist. Auf ihre Bitte hin lässt der Statthalter Pilatus das Grab Jesu versiegeln und von römi­schen Solda­ten bewachen.

auferweckt

Dennoch geschieht das Un­glaubliche! Am Ostermorgen ist das Grab Jesu leer. Jesus Christus ist auferstanden! Er ist tatsächlich nicht tot im Grab geblieben! Gott hat ihn aufer­weckt.

Jesus, so berichtet es Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, ist im Anschluss, in einem Zeitraum von 40 Tagen, immer wieder seinen Jüngern begegnet. Er hat mit ihnen geredet, sie ha­ben ihn angefasst, er hat sie unterwiesen und ge­lehrt. Dann fährt er in den Himmel auf, wo er zur Rechten Gottes sitzt.6

eins mit Christus

Die Christen aus Ephesus, so die Argumentation des Apostel Paulus, sind nun mit Jesus Christus ver­bunden. Sie sind mit ihm eins geworden. Aus dieser Einheit heraus gilt nun für sie das, was für Jesus Christus gilt.

Mit der Kraft, mit der Gott seinen Sohn Jesus Christus wieder lebendig gemacht hat, sind auch die Christen aus Ephesus (geist­lich) lebendig gemacht worden.7 Christus ist auferweckt worden. Also sind auch sie mit ihm auferweckt worden. Je­sus wurde ein­gesetzt im Himmel – das gilt nun gleichfalls für die Ephe­ser.

Dies ist eine universelle und zeitlose Bot­schaft. Was für die Christen in Ephesus Wirklichkeit geworden ist, gilt für die Christen an allen Or­ten der Welt und zu allen Zeiten. Also auch für uns …

Der Stellvertreter

Christus ist gestorben. Nicht für seine Sünde – er war ohne Sünde. Nein, für unsere Schuld. Gott hat unsere Schuld auf ihn gelegt. Jesus Christus hat die Strafe dafür auf sich genommen.

In der Bibel heißt es, dass es ohne Blutvergießen keine Sühnung von der Schuld gibt.8 Da­her musste Jesus sterben. Stell­vertretend für uns ist er ans Kreuz geschlagen wor­den und ist dort qualvoll zu Tode ge­kommen. „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Ver­gebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade …“.9

Den Christen sind also durch den Opfertod Jesu alle Schuld und Sünden vergeben. Sünde, Tod und Teu­fel haben jetzt keinen Machtanspruch mehr auf sie. Die Gläu­bigen gehören nun nicht mehr zum Reich der Finster­nis. Aber nicht nur das!

Neues Leben

Jesus ist vom Tod wieder auferweckt worden. Der, der tot war, ist wieder lebendig geworden. Wie konnte das ge­schehen? Wir wissen es nicht ganz ge­nau. Wir wissen nur, dass Gott dies in seiner All­macht und in seiner unermessli­chen Kraft bewirkt hat.

So wie Jesus sind auch die Gläubi­gen mit aufer­weckt worden. Das was ihnen vorher fehlte – geistli­ches Leben – haben sie jetzt. Sie sind nun geistlich lebendig. Sie haben eine neue Ausrichtung, eine neue Ori­entierung, eine neue Disposition bekom­men. Gott ist für sie lebendig und real. Da wo vorher Entfremdung und Feindschaft war, ist nun eine liebevolle Beziehung mit Gott mög­lich. Sie wurden mit Gott versöhnt. Die vorher unter dem Zorn Gottes standen, sind jetzt Kinder Gottes. Sie zählen nun zu Got­tes Volk, zu seiner Familie. Sie gehören zum Reich des Sohnes Gottes.10

eingesetzt

Mit Jesus sind die Gläubigen auch im Himmel einge­setzt worden. Sie herrschen dort mit ihm zusam­men. Auch wenn wir weiterhin in dieser Welt leben, so gilt jedoch auch diese himmlische Wirklichkeit für uns. Das ist für uns so unglaublich, dass wir uns das kaum richtig vorstellen können.

Die neue Position

Die Veränderungen für Christen sind also umwäl­zend. Ihre neue Stellung lässt sich zusammenfas­send wie folgt beschreiben:

  1. Sie gehören nun nicht mehr zu dieser Welt. Die biblische Wahrheit ist, dass sie aus dieser Welt herausgenommen wurden. Sie müssen nicht mehr den Gewohnheiten, den bösen Strömungen, Zielen und Begierden dieser Welt folgen. Sie sind noch in dieser Welt, aber nicht mehr von dieser Welt. „Ihr Lieben, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pil­ger …“.11 Christen sind als Fremde, als Reisende aus einem anderen Land in dieser Welt unter­wegs.
  2. Christen unterstehen nicht mehr der Befehlsge­walt und Königsherrschaft des Teufels. Der Böse kann sie nicht mehr kontrollieren und seine Macht über sie ausüben. Der Christ ge­hört nicht mehr zu dem Reich der Dunkelheit und Finsternis. Er ist nicht mehr in einem Zu­stand der Blindheit gegen­über allem, was von Gott ist.12
  3. Die Gläubigen stehen nicht mehr unter dem Zorn, dem Gericht und der drohenden Ver­dammnis Got­tes. Der Sohn Gottes ist für sie gestorben. Er hat ihre Schuld auf sich genom­men. Christen sind Menschen, die von Zorn und Gericht zum Leben gekommen sind.13
  4. Christen gehören zum Königreich Gottes. Sie sind seine Kinder. Die Familie Gottes ist ihr Platz. Sie besitzen himmlisches Bürgerrecht. Sie leben im Licht und in der Liebe Gottes. Der Himmel ist ihr Zuhause, ihre Heimat. Sie befinden sich noch in der Welt, stehen aber unter der Herrschaft und Fürsorge Gottes.
  5. Sie werden nun durch den Heiligen Geist ge­leitet. Er führt sie. Er begleitet und schützt sie. Christen befinden sich nicht mehr unter der Kontrolle des Teufels, sondern unter dem Schutzschirm und un­ter der Obhut des Heiligen Geistes.
  6. Christen sind Gott nahe. Er ist greifbar für sie. Sie können seine Nähe spüren. Sie fühlen seine Liebe, seine Herrlichkeit. Und sie können im Gebet in seine Gegenwart, vor seinen Thron treten. Persönliche Beziehung mit Gott ist möglich. Schuld und Sünde stehen nun nicht mehr dazwischen. Die Gläubigen wissen und erleben damit bereits jetzt etwas von dem Leben in der neuen Welt, die Gott bald er­schaffen wird. In der Ewigkeit werden sie die­ses Leben in Fülle haben. Sie ha­ben al­lerdings bereits in diesem Leben, in dieser Welt, hier und jetzt ei­nen Vorgeschmack auf die Ewigkeit bei Gott.

Christus in uns

So sind also die Gläubigen aus Ephesus neue Men­schen geworden. Rein äußerlich hat sich nichts verändert. Sie sehen genauso aus wie vorher. Den alten Menschen je­doch gibt es tatsächlich nicht mehr. Sie haben ein neues Herz bekommen. Der Heilige Geist, Jesus Christus und der Vater wohnen nun in ihnen.14

In seinem Brief an die Kolosser hat der Apostel Paulus dies alles noch einmal sehr treffend darge­stellt: „Auch euch, die ihr einst Fremde wart und feindlich gesinnt in bösen Werken, (22) hat er nun versöhnt durch seinen sterblichen Leib, durch sei­nen Tod, auf dass er euch heilig und makellos und untadelig vor sein Angesicht stelle.“15und „… Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ 16

An die Christen in Thessaloniki schreibt er: „Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Selig­keit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, (10) der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben.“17

Wenn wir das alles in Summe betrachten, können wir nur staunen! Und dankbar sein …


Die anderen Beiträge der Serie “Echt!” findest du hier:

vorherige:
Sünde und Tod
Was mich frisst!
Kinder des Zorns
Lebendig

nachfolgende:
aus Gnade
Glauben und Werke
Sein Werk, unsere Aufgabe
Ein perfekter Plan

Wenn du wissen möchtest, was die Wieder- oder Neugeburt ist oder was es mit dem Christsein auf sich hat, dann sieh dir doch mal den folgenden Artikel und die Links dazu an: NeuGeboren


Zur Vertiefung

  1. Inwiefern ist es richtig zu sagen, dass Chris­ten „er­leuchtete Menschen“ sind, während die gottlosen Menschen in der Finsternis le­ben?
  2. Wie kann die Verbundenheit der Gläubigen mit Je­sus Christus beschrieben werden? Was bedeutet es, dass sie mit Christus aufer­weckt, lebendig ge­macht und im Himmel ein­gesetzt wurden?
  3. Wie lässt sich die neue Stellung, die Christen be­kommen haben, beschreiben? Was sind die wich­tigsten Merkmale? Welche dieser Eigen­schaften sind für dich schwer verständlich bzw. nachvoll­ziehbar? Warum?
  4. Würdest du dich – gemessen an dieser Beschrei­bung – als Christ bezeichnen? Welche Merkmale treffen auf dich zu, welche Eigen­schaften fehlen dir nach deiner Ein­schätzung?

1 vgl. 2. Korinther 4,4
2 vgl. Johannes 1, 4 ff. sowie Johannes 8, 12
3 2. Korinther 4, 6
4 Kolosser 1, 13
5 vgl. Matthäus 27, 57 ff., Markus 15, 42 ff., Johannes 19, 38 ff.
6 vgl. Apg. 1, 1 – 11
7 vgl. Epheser 1, 19 f.
8 vgl. Hebräer 9, 22
9 Epheser 1, 7
10 vgl. nochmals Kolosser 1, 13 + 14
11 1. Petrus 2, 11
12 vgl. Apg. 26, 18
13 vgl. auch Römer 5, 8 ff.
14 vgl. Johannes 14, 17 + 23
15 Kolosser 1, 21 f.
16 Kolosser 1, 27
17 1. Thessalonicher 5, 9 f.

Bibelverse zitiert aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

[Auszug aus dem Buch “Gefunden! Glauben. Leben. Hoffnung.” siehe auch bibelesewelt.de/buecher/ ]


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Über den Autor:

Torsten Ratschat, gebo­ren 1967, ist leitender Angestell­ter in der Stahl­industrie. Er ist verhei­ratet und hat 3 erwach­sene Kinder.

„Allein die Tatsache, dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, sollte uns motivieren neugierig zu werden und uns mit ihr zu beschäftigen.“

„Gott will, dass dein Leben gelingt! Dies zu entdecken wird das Beste sein, was dir je passieren kann!“

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